Widersprüche im Tourismus: Wie kommen wir uns näher?

Auf dem taz lab diskutieren wir über die Neugier auf andere Länder und nachhaltiges Reisen in Europa.

In Zeiten von Billigfliegern und Airbnb wird nachhaltiges Reisen immer mehr zum Selbstbetrug Bild: picture alliance/Silas Stein/dpa

Von ANJA KRÜGER

Noch nie haben sich Jugendliche und junge Erwachsene so für den Klimaschutz eingesetzt wie heute, das zeigt gerade die allwöchentliche Fridays-for-Future-Bewegung. Gleichzeitig sind aber auch noch nie so viele junge Menschen so viel gereist.

„Einerseits Bambuszahnbürsten zu kaufen und andererseits ungeniert zu fliegen ist scheinheilig“, sagt der Student und Autor Sinan Recber. Für ihn steht fest: Wer etwas gegen die Klimakrise tun will, kann nicht extensiv in der Welt herumfliegen.

Die Zeche unser Reiselust zahlen andere: die Einheimischen und die Beschäftigten im Billigtourismus, die Leidtragenden der Klimakrise. Rom, Lissabon oder Kopenhagen – Städtetrips innerhalb Europas sind gerade für weltoffene Geister fast ein Muss. Und sie sind erschwinglich geworden.

Billigflieger und Co gelten gar als Demokratisierer des Reisens – fatal. Denn der Massentourismus ist zerstörerisch. Nicht nur unter den Jüngeren, auch unter den Älteren sind Reisen ein Statussymbol – sogar und gerade unter denen, die nachhaltig leben wollen. Tatsächlich ist Neugierde auf andere Länder, auf Menschen, Städte und Regionen etwas Wunderbares und Wichtiges.

Länger, dafür seltener

Aber: In Zeiten von Billigfliegern und Airbnb wird individuelles und nachhaltiges Reisen immer mehr zum Selbstbetrug – obwohl viele genau das Gegenteil glauben. Inszenierungen werden als authentisch verkauft – und wir nehmen den AnbieterInnen das ab. Auch diejenigen, die nachhaltig leben, nehmen in Kauf, dass sie auf Kosten der Umwelt und der unterbezahlten Beschäftigten reisen.

Wann? 6. April 2019

 

Wo? taz Neubau

Friedrichstr. 21, 10969 Berlin

und Umgebung

 

Was? Alles rund um Europa

 

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Da hilft auch die Co2-Kompensation nicht wirklich. „Die Qualität des Reisens muss rehabilitiert werden“, sagt taz-Reise­redakteurin Edith Kresta. Das heißt, seltener, aber dafür länger und intensiver unterwegs zu sein, statt viele kurze Trips zu unternehmen.

Alternativen zum zerstörerischen und sinnentleerten Billigtourismus gibt es durchaus – gerade bei den europäischen Nachbarn. Kennenlernen von etwas Neuem kann so auch ein Beitrag sein, zu schützen statt zu schaden. „Nachhaltiges Reisen kann wertvolle Naturlandschaften erhalten“, sagt Katrin Evers, vom Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND).

Auf dem taz lab: „Wie kommen wir uns näher? “, 9.00 Uhr, Konferenzraum