Widerstand gegen Bremer Kulturprojekt: Kampf um den Bunker

Rot-Grün will das Zuckerwerk in der Bremer Überseestadt ansiedeln, aber die Nachbarn sind dagegen. Die Lösung des Konfliktes könnte Jahre dauern.

Noch kein Grund zum Feiern: Protest gegen das Zuckerwerk. Foto: Youtube/Zuckerwerk

BREMEN taz | Das „Zuckerwerk“ wird auf absehbare Zeit nicht in den Hochbunker an der Hans-Böckler-Straße ziehen können. Eine der dort ansässigen Firmen, die Straßenverkehrsgenossenschaft (SVG), kündigte heftigen Widerstand gegen die Ansiedlung des Kulturprojektes in der Überseestadt an. Deshalb soll nun erst einmal der Bebauungsplan für das Gewerbegebiet geändert werden, um die kulturelle Nutzung zu ermöglichen, sagt der Sprecher des Wirtschaftsressorts. Bis ein neuer in Kraft tritt, können aber mehrere Jahre vergehen.

Wie die rot-grüne Regierung findet zwar auch Martin Otholt, Vorstand der SVG, dass das Netzwerk aus über 50 KünstlerInnen und MusikerInnen eigene Räume in Bremen braucht. Nur: Der Hochbunker sei „definitiv nicht geeignet“, so Otholt. Und er ist auch bereit, vor Gericht zu ziehen, um das Zuckerwerk zu vertreiben.

Noch vor wenigen Tagen haben die Parlamentsfraktionen von SPD und Grünen in einer gemeinsamen Erklärung gefordert, den Bunker „rasch“ an den Verein Zucker zu vergeben, damit dort „zeitnah“ ein soziokulturelles Zentrum eröffnet werden kann. Daraus wird aber nichts: SPD und Grüne haben das aufwändige Verfahren mit einem neuem Bebauungsplan vor kurzem selbst im Koalitionsausschuss verabredet.

Alle anderen Lösungen – etwa durch eine direkte Vergabe des Bunkers an das Zuckerwerk – seien „nicht rechtssicher“, sagt das Wirtschaftsressort, zumal auch die SVG den Bunker gerne kaufen würde. Aber sowohl der Senat als auch die Bürgerschaft und der Beirat Walle haben sich für die kulturelle Umnutzung des Bunkers ausgesprochen. „Es gibt einen Nutzungskonflikt“, sagt der Sprecher des Wirtschaftssenators, „und der muss geklärt werden.“

Der Zucker-Club war von 2007 bis 2012 im Güterbahnhof ein zentraler Treffpunkt der freien Kunst- und Kulturszene. 2011 wurde ihnen dort gekündigt, weil sich NachbarInnen über die Lautstärke beschwerten. Seitdem sucht der Verein nach neuen, aber zentral gelegenen Räumlichkeiten.

Über 60 Orte wurden besichtigt, geprüft, diskutiert und verworfen, am Ende der Bunker F 97 aber auch von Rot-Grün für „geeignet“ befunden. In einer Crowdfunding-Kampagne kamen zuletzt rund 60.000 Euro zusammen, mehr als 1.000 BremerInnen wollten in das Projekt investieren, eine Bank erklärte sich zudem bereit, dem Zuckerwerk einen Kredit in Höhe von 500.000 Euro zu gewähren.

Für SVG-Vorstand Otholt ist eine kulturelle Nutzung des Bunkers „absolut unverträglich“ mit den umliegenden Unternehmen. Er sei „aus allen Wolken gefallen“, als er von den Plänen des Zuckerwerks erfahren habe und beklagt fehlende Information durch die Stadt. Es gebe keine Stau- oder Rückzugs- sowie Parkflächen rund um den Bunker, weder für Autos, noch für Räder, argumentiert Otholt. Zudem sei „nicht planbar“, wie viele Gäste zu den Veranstaltungen kämen.

Die SVG findet das Zuckerwerk gut. Aber bitte woanders

Er fürchtet Menschen, die übers Firmengelände strömen oder den Betrieb einschränken, sieht Unfallgefahren, berichtet von Bedenken des Autoverleihers und der Tankstelle nebenan. Auch ein neuer Bebauungsplan stößt auf den Widerstand der SVG – das Unternehmen könnte dagegen klagen.

Das Zuckerwerk selbst ist „überrascht“ von der Heftigkeit des Widerstandes gegen das Projekt. Zugleich sei das Problem eher ein „strukturelles“, sagt Akifa Taxim vom Zuckerwerk – auch anderswo in der Stadt ist das Projekt schon am Widerstand umliegender Unternehmen gescheitert.

Dennoch hält der Verein weiter am Bunker in der Überseestadt fest, auch mangels anderer Optionen. Zugleich verweist Taxim auf diverse Zugeständnisse, die das Zuckerwerk schon gemacht habe. „Das ist kein unlösbares Problem“, sagt Taxim. Er hofft noch „auf eine Verständigung“ mit den Unternehmen.

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