Wir wollen wohnen: Obdach oder nicht

In der Stadt herrsche Wohnungsnot, sagt ein neues Aktionsbündnis. Tatsächlich entstehen zu wenig und vor allem zu teure Neubauten.

Wohncontainer für Neustudenten gibt's in Bremen noch nicht. Kann aber noch werden. Bild: dpa

Leere Wohnungen findet man in Bremen so gut wie keine. Für Immobilien-Unternehmen ist das gut, für Mieter schlecht. Denn die Knappheit trifft vor allem arme Menschen, die auf bezahlbaren Wohnraum angewiesen sind. Gegen „Wohnungsnot“ will deshalb nun ein „Aktionsbündnis“ laut werden.

„Selbst in Tenever gibt es mittlerweile Wartelisten für die Mietwohnungen“, sagt Joachim Barloschky, ehemaliger Quartiersmanager von Tenever. Nach der Aufwertung des Viertels seien die modernisierten Wohnungen äusserst beliebt.

Knapper Wohnraum kann sich verschieden auswirken: Durch Diskriminierung von Alleinerziehenden oder MigrantInnen bei der Wohnungssuche, die Verdrängung von armen Menschen aus den teuren Stadtteilen oder sogar die Ausweitung der Wohnungslosigkeit. Ebenso unterschiedlich sind daher die Mitglieder des Bündnisses: Die „Winterkirche“, Einzelpersonen wie Joachim Barloschky, zwei Mietervereine oder die Wohnungslosenhilfe der Inneren Mission.

Auch Sonja Kovacevic ist für den Uni-Asta mit dabei. Denn mit steigenden Studierendenzahlen wird’s auch für ihre Kommilitonen knapp: „Die Studentenwohnheime haben eine Wartezeit von ein bis zwei Semestern.“ Mehrere hundert StudentInnen stehen auf den Wartelisten.

Zumindest für 63 von ihnen wurde nun Abhilfe geschaffen. Am Mittwoch eröffnete das Studentenwerk ein neues Wohnheim in der Neustadt. Nach fünf Jahren Planung sind 49 Einzel-Appartements und je zwei Drei- und Vier-Zimmer-Appartements entstanden, mit Preisen von 16,30 Euro pro Quadratmeter, und zwar warm. „Wir begrüßen den neuen Bau“, sagt Kovacevic, „allerdings wird es dem Ansturm nicht gerecht.“ Tatsächlich sind die Zimmer bereits seit Wochen vergeben. „Parallel dazu entstehen private Wohnheime, wo es kein Zimmer unter 350 Euro gibt“, so die Asta-Vertreterin. Die „Galileo-Residenz“ etwa auf dem Uni-Gelände habe Kaltmieten von bis zu 20 Euro pro Quadratmeter.

Ein stadtweites Phänomen: Selbst die Gewoba setzt für Neubauten einen Mindest-Mietpreis von acht bis zehn Euro an. „Drunter geht’s nicht“, sagt Gewoba-Vorstand Peter Stubbe, „zumindest nicht ohne Förderung“. Eben das, also den Ausbau des sozialen Wohnungsbaus fordert daher das Aktionsbündnis.

4,5 Millionen Euro fließen in Bremen jährlich in die Wohnungsbauförderung. „Nicht besonders viel“, sagt Bernd Strüßmann von der Arbeitnehmerkammer. Er fordert vom Bausenator, neue Konzepte zu erarbeiten – bereits heute blieben Möglichkeiten ungenutzt: „Bei neuen Bebauungsplänen oder dem Verkauf von Flächen kann die Stadt einen Prozentsatz an bezahlbaren Wohnungen zur Bedingung machen.“ Beim Verkauf der Uni-Gelände blieb das aus.

Beim Bausenator sehe man durchaus dieses „Instrument“, so Ressortsprecherin Brigitte Koehnlein. „Allerdings muss es für Investoren rentabel bleiben.“ Bremen stünde im Vergleich zu Hamburg oder Köln im Übrigen relativ gut dar. Dennoch, man sehe das Problem: Bereits 2009 wurde ein Bedarf von 14.000 neuen Wohnungen bis 2020 festgestellt. Dafür müssten 1.400 Wohnungen jährlich entstehen, derzeit ist es höchstens die Hälfte. Auch Koehnlein sagt daher: „Wir müssen mehr machen.“

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