Wirtschaftsminister Jost de Jager: Der Neue in Kiel

Die schleswig-holsteinische CDU hat nach dem Boetticher-Drama einen neuen Mann an der Spitze. Die Parteiführung votierte einstimmig für Wirtschaftsminister de Jager.

Jost de Jager, der neue Hoffnungsträger der Nord-CDU. Bild: dpa

KIEL taz | „Ich habe mich ursprünglich nicht beworben, aber jetzt, da die Aufgabe auf mich fällt, werde ich sie ausnutzen“, erklärte Jost de Jager. Der 46-Jährige, zurzeit Wirtschaftsminister in Schleswig-Holstein, soll nach dem Willen des CDU-Landesvorstands neuer Vorsitzender und Spitzenkandidat der Partei für den Landtagswahlkampf 2012 werden, auch die Kreisverbände sprachen sich für ihn aus.

Euphorie klingt zwar anders, aber dennoch: Nach dem Fall des bisherigen Kronprinzen Christian von Boetticher will die Nord-CDU mit dem Votum für de Jager zeigen, dass sie wieder handlungsfähig ist. Offen war noch der Posten des Fraktionsvorsitzenden. Am Mittwoch dann die Entscheidung: Neuer Vorsitzender der CDU-Landtagsfraktion soll der Wirtschaftspolitiker Johannes Callsen werden. Fraktionsvize Susanne Herold kündigte an, dass sich der 45-Jährige am Donnerstag zur Wahl stellen werde. Auch Finanzminister Rainer Wiegard, der Wirtschaftspolitiker Hans-Jörn Arp und Finanzexperte Tobias Koch waren im Gespräch gewesen.

Der erweiterte Parteivorstand tagte am Dienstagabend, die Entscheidung für Jost de Jager fiel einstimmig aus, so die stellvertretende Parteivorsitzende Angelika Volquartz. Pflichtschuldig fügte sie hinzu, es gebe natürlich kein „Closed shop“-Verfahren: „ Wer weitere Kandidaten benennen möchte, soll es tun.“ Dazu werde es vier Regionalkonferenzen geben, bei denen de Jager sich der Basis vorstellt. Dass es weitere Bewerber gibt, ist aber unwahrscheinlich.

Damit ist so gut wie sicher, dass der gebürtige Rendsburger und gelernte Journalist de Jager im kommende Mai gegen den SPD-Kandidaten Torsten Albig antritt. Beide stehen eher für Talkshow als für Bierzelt, beiden wird taktisches Geschick zugetraut. Von Boetticher war über eine Affäre mit einer damals 16-Jährigen vor einem Jahr gestürzt. Dass die Details der Beziehung ausgerechnet jetzt herauskamen, scheint vielen Beobachtern nicht zufällig zu sein: Neun Monate vor der Landtagswahl besteht noch die Chance, einen neuen Kandidaten aufzubauen.

Von Boetticher, den Ministerpräsident Peter Harry Carstensen lange gefördert hatte, konnte die in ihn gesetzten Erwartungen offenbar nicht erfüllen: Er blieb blass, setzte keine Akzente. So sagen Stimmen im Kieler Landeshaus, die CDU selbst habe dafür gesorgt, dass die Geschichte seiner „echten Liebe“ zu der jungen Frau nun bekannt wurde. Die Geschwindigkeit, mit der die Partei von ihren bisherigen Spitzenmann abrückte und den Kandidaten de Jager auf den Schild hob, könnte ein Zeichen dafür sein, dass mancher in der Parteispitze und der Fraktion nicht so ahnungslos war wie von Boetticher selbst.

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