Wisente im Rothaargebirge freigelassen: Die Ur-Rinder sind zurück

Wisente drohten einst ganz auszusterben. Nach jahrzehntelangen Zuchtprogrammen gibt es jetzt erstmals wieder freilebende Wisente in Deutschland.

Westlich der Oder gibt es erstmals wieder freilebende Wisente Bild: dpa

BAD BERLEBURG dpa | Erstmals seit Jahrhunderten leben Wisente wieder frei in einem deutschen Wald. Die mächtigen Wildrinder wurden am Donnerstag im Rothaargebirge in die Freiheit entlassen. Die acht Tiere waren drei Jahre lang in einem umzäunten Gehege nahe Bad Berleburg auf ihre Auswilderung vorbereitet worden. Nun wurde ein erstes Stück des vier Kilometer langen Zauns um das Gehege geöffnet.

„Das ist ein großer Augenblick für den Artenschutz“, sagte Bad Berleburgs Bürgermeister Bernd Fuhrmann (parteilos). Es habe sich während der Vorbereitung gezeigt, dass von den größten Landsäugetieren keine Gefahr für den Menschen ausgehe. „Wisente sind zwar groß und mächtig, aber auch friedliebend und scheu.“

Dass Wanderer den mächtigen Tieren begegnen könnten, halten die Experten angesichts des mehr als 3.000 Hektar großen Waldgebietes für gering. „Wir haben sie darauf trainiert, dass sie sich zurückziehen, wenn etwas Fremdes auftaucht“, sagte Wisent-Ranger Jochen Born.

Der Wisent (Bison bonasus) ist ein Wiederkäuer und ernährt sich ausschließlich vegetarisch. Die Tiere können fast eine Tonne schwer werden und bringen damit das Gewicht eines Kleinwagens auf die Waage. Der Wisent ist mit bis zu drei Metern Länge und knapp 1,90 Metern Schulterhöhe das größte Landsäugetier Europas.

Früher waren Wisente in weiten Teilen Europas heimisch. Auf dem Gebiet des heutigen Deutschlands sei der Wisent seit dem 16. Jahrhundert ausgerottet, sagte Uwe Riecken vom Bundesamt für Naturschutz. Im früheren Ostpreußen habe es die Tiere aber noch bis ins 18. Jahrhundert gegeben.

Nur noch 12 Tiere

Nachdem 1927 im Kaukasus der letzte freilebende Wisent geschossen wurde, gab es lediglich noch zwölf Tiere, die in Zoos oder Tiergehegen gehalten wurden. Aus diesem kleinen genetischen Pool wurde in den vergangenen Jahrzehnten der Bestand wieder auf schätzungsweise mehr als 3.000 Tiere vergrößert.

Nun leben die Ur-Rinder erstmals westlich der Oder wieder ohne Zaun. Das Projekt sei nicht nur für die Region wichtig. „Es gibt eine hohe internationale Aufmerksamkeit. Andere Projekte in den Niederlanden, Frankreich und in Dänemark stehen in den Startlöchern“, sagte Riecken.

Deutschland könne sich durch das Wisent-Projekt auch international glaubwürdiger für den Artenschutz einsetzen, sagte Riecken. „Wenn wir den Schutz von Nashörnern in Ostafrika einfordern, dann müssen wir uns auch fragen, wie wir hier mit dem Artenschutz umgehen.“

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