Wohnungsnot bei StudentInnen: Senat hört die Klingel nicht

Der enge Wohnungsmarkt setzt auch den Studierenden zu: Schon jetzt gibt es kaum noch Wohnheimzimmer für das Wintersemester. Der Neubau von Heimen lässt auf sich warten.

Never ending story: Wohnungsnot bei Studierenden Bild: AP

Das Studentenwerk Berlin schlägt Alarm: Bereits zwei Monate vor Beginn des nächsten Wintersemesters werden die Wohnheimplätze knapp. „Wir rechnen mit deutlich mehr BewerberInnen, als wir freie Plätze zur Verfügung stellen können“, sagte Jürgen Morgenstern, Sprecher des Studentenwerks, der taz. Schon jetzt haben sich nach Angaben des Studentenwerks mehr als 1.000 Studierende um einen der höchstens 3.000 frei werdenden Wohnheimplätze in den 34 Wohnheimen des Landes beworben. Dabei steht der große Ansturm auf die Wohnheime aus: Noch haben gar nicht alle Berliner Hochschulen ihre Zulassungsbescheide verschickt. Diese sind jedoch Voraussetzung für die Bewerbung um einen Wohnheimplatz.

In den letzten drei Jahren hat die Zahl der BewerberInnen auf die insgesamt rund 9.500 Wohnheimplätze stetig zugenommen – davor gab es nicht einmal Wartelisten. Eine Folge des immer enger werden Angebots auf dem freien Wohnungsmarkt. Schon im vergangenen Jahr hat nur jede zweite BewerberIn einen Platz bekommen. In diesem Herbst dürfte es noch schlechter aussehen. „Derzeit sind alle Plätze vermietet“, sagt Morgenstern. Lediglich die zum Beginn des Wintersemesters frei werdenden Plätze könnten vergeben werden. Dies betrifft nach Erfahrungen des Studentenwerks höchstens ein Drittel aller Plätze, die im Schnitt 200 Euro monatlich kosten.

Grund für den Andrang sind neben dem schwierigen Wohnungsmarkt die steigende Zahl von Studierenden in Berlin und die steigende Zahl von Studierenden aus dem Ausland, die sich überdurchschnittlich häufig um Plätze in Wohnheimen bewerben, so Morgenstern. Dringend notwendig sei deswegen der Bau neuer Heime – wie dies der rot-schwarze Senat 2013 versprochen hatte. 5.000 Plätze sollten möglichst rasch entstehen. „Das politische Signal des Senats muss endlich in die Praxis umgesetzt werden“, sagt Morgenstern. Probleme sieht er vor allem bei den beteiligten Behörden: „Das ist schon fast wie beim Neubau des Flughafens BER“: Kompetenzen seien unklar verteilt, die Kooperation der verschiedenen Senatsverwaltungen nicht effizient. Derzeit liegt Berlin, was die Versorgung seiner Studierenden mit Wohnheimplätzen angeht, weit unter dem Bundesdurchschnitt von 11 Prozent: Nur für jeden 16. Hochschüler steht eine Unterkunft bereit.

Und die Neubaupläne stocken. Nach der Ankündigung des Senats wurde der landeseigene Liegenschaftsfonds beauftragt, nach geeigneten Grundstücken zu suchen. Von den 30 vorgeschlagenen Flächen befand das Studentenwerk am Ende nur fünf für tauglich. Konkrete Planungen für einen Neubau finden laut der Senatsverwaltung für Wissenschaft derzeit lediglich an einem Standort statt, an der Nordbahnstraße in Reinickendorf. Zwar sieht auch die Senatsverwaltung für Wissenschaft eine „absolute Notwendigkeit, neuen studentischen Wohnraum zu schaffen“, wie ein Sprecher erklärt. Wie viele Plätze in Reinickendorf entstehen sollen und wann die ersten Studierenden einziehen können, lässt die Behörde jedoch offen.

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