Wolfsburg verpasst Heimsieg: Ans eigene Knie geschossen

Der Holperstart des VfL Wolfsburg liegt nicht am Slapstick-Hattrick von Malanda, sondern an Ballverlusten und fehlender Kreativität.

Da war die Wolfsburger Welt noch in Ordnung: Naldo freut sich nach seinem Führungstreffer. Bild: dpa

WOLFSBURG taz | Junior Malanda war zur richtigen Zeit am richtigen Ort, weshalb er in letzter Minute wenige Meter vor dem Frankfurter Tor völlig frei zum Schuss kam. Das muss man erst mal schaffen. Allerdings schoss der Wolfsburger Mittelfeldspieler sich dann gegen das eigene Knie. Genau wie eine Woche zuvor beim FC Bayern München. Das muss man auch erst mal schaffen. Es folgte ein kollektives Superstöhnen der VW-Arena.

In der Konsequenz steht der unter die ersten fünf strebende VfL Wolfsburg nun mit einem 2:2 gegen Eintracht Frankfurt und einem Punkt aus den ersten zwei Bundesligapartien da. Es könnten vier sein, findet VfL-Trainer Dieter Hecking und fügt aber gleich hinzu, dass „hätte, wenn und aber“ ja nun mal zu nichts führe. Außer zu Selbstmitleid.

Weil die schönsten Rätsel des Fußballs immer die sind, die nicht aufzuklären sind, wurde Hecking selbstredend mit der Frage nach der Ursache von Malandas Malaise konfrontiert. Die Älteren werden sich erinnern, dass der gerade 20 gewordene Jungprofi aus Belgien schon im April unmittelbar vor seinem Innenbandanriss im DFB-Pokalhalbfinale in Dortmund das leere Tor nicht traf. Womit nun für ihn eine Art Slapstick-Hattrick zu Buche steht.

Es wird keinen wundern, dass sein Trainer bei so einer Geschichte nicht behilflich sein will. „Was soll ich dazu sagen“, brummte er mit Zitronenbiss-Gesicht. „Ich glaube, dass er den Ball wieder rein machen wollte.“ Nach Spielende stand Malanda erst einmal stumm und allein in der Gegend rum, bis Kollege Ricardo Rodriquez sich zu einer Trostgeste aufraffte. Das muss nichts heißen und auch falls einige Mitspieler angesäuert waren, hatten sie sich hernach im Griff. Tenor: Muss man machen, hilft ja nichts.

Normalerweise sei das ein Fall für verbundene Augen, sagte Maximilian Arnold, Torschütze des scheinbar entscheidenden 2:1 (79.). Aber es fielen ja nun auch zwei Gegentore, und am 2:2 durch den just eingewechselten Kadlec (85.) sei auch er „schuld“. Zumindest ließ er Ignjovskis Flanke zu, die weil Rechtsverteidiger Sebastian Jung zu spät einrückte.

Jung wird auch als Eigentorschütze des Frankfurter 1:1 geführt, weil er einen Freistoß von Inui abfälschte (23.). Auf der anderen Seite krümmte sich Naldos spektakulärer Fullspeed-Freistoß zum 1:0 (15.) auch noch diabolisch um die Mauer. Und dennoch reklamierte Eintracht-Keeper Kevin Trapp die Schuld, weil er „langsamer als eine Bahnschranke gefallen“ sei. Was keine Koketterie war, sondern die reine Wahrheit.

Kurzum: Malanda, nach der Pause für den bräsigen Luiz Gustavo eingewechselt, leistete sich einen Fauxpas. Aber es war nicht der einzige. Die Ursache könnte schlicht sein, dass dem läuferisch und kämpferisch starken Talent (noch) das Körpergefühl fehlt, um so ein Ding zumindest reinzustolpern.

Grundsätzlich fehlt dem VfL defensive Stabilität, wozu vor allem auch der erratische Benaglio-Vertreter Max Grün beiträgt. Nach vorn versucht Wolfsburg zwar durchaus beharrlich, sein Spiel durchzusetzen, aber noch gibt es zu viele Ballverluste, zu wenig Kreativität und dadurch auch zu wenig herausgespielte Chancen.

Mit dem im Schlussdrittel erstmals eingesetzten Nicklas Bendtner will Hecking eine zusätzliche Angriffsvariante haben. Für diesmal kam der Däne noch überhaupt nicht wirklich ins Spiel. Der Treffer zum 2:1 steht immerhin dafür, was möglich ist, wenn sich die individuelle Klasse summiert, in diesem Fall die Dribbelstärke des eingewechselten Caligiuri, de Bruynes Handlungsschnelligkeit und die außergewöhnliche Schusspräzision von Arnold.

Auf der anderen Seite hatte Eintracht Frankfurts neuer Trainer Thomas Schaaf einen klaren Matchplan, den sein runderneuertes Team ganz gut umsetzte: Tiefstehender, enger Defensivfußball, der mit Flugbällen und Inuis Tempodribblings die Umschaltaktion sucht.

„Ordnung und Disziplin waren topp“, sagte Schaaf. Er wirkte richtig fröhlich, jedenfalls für seine Verhältnisse. Er hat die vier Punkte, die Hecking gern hätte. Und das Jahr Pause seit seinem Abgang in Bremen sieht man ihm tatsächlich an. Der verzehrende Stress des Trainerberufs steht ihm nicht mehr ins Gesicht geschrieben. Noch nicht wieder.

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