Workshop Nr. 8: Grün. Die Farbe des Jahres?!

Brückentage zwischen Himmelfahrt und dem anschließenden Wochenende sind journalistInnenunfreundlich.

Grün, grün, grün! Bild: dpa

2. bis 5. Juni 2011, zwanzig junge Menschen haben am verlängerten Wochenende in der taz eine Sonderbeilage für die Montagszeitung gestaltet. Die Stiftung der taz hat die Nachwuchs-JournalistInnen eingeladen, vier leere Seiten zum Thema „Grün. Die Farbe des Jahres" zu füllen. Je zehn Frauen und Männer zwischen 18 und 28 haben Interessantes recherchiert und aufgeschrieben: Von drohender Ökodiktatur bis zum Umweltfestival im grauen Marzahn.

Die aus über 1000 BewerberInnen ausgewählten Nachwuchs-JournalistInnen haben vier Wochen vor Beginn ein Thema für die nächste Akademie-Beilage der taz gestellt bekommen: „Grün. Die Farbe des Jahres?!“. Neunzehn junge Menschen aus allen Ecken Deutschlands und eine Wahlwienerin hat die taz Panter Stiftung in die Rudi-Dutschke-Straße zum 8. Workshop der taz Akademie eingeladen.

Am Himmelfahrtstag wird es dann ernst: die TeilnehmerInnen stellen die Ergebnisse ihrer Vorrecherche in einer ersten Redaktionskonferenz im taz Haus in Berlin vor. Ganz schnell ist klar: die grüne Revolution in Nordafrika ist gar nicht grün und sprengt den Rahmen der vier taz Seiten. Und: die Grüne Partei und die Bündnisneunziger finden alle als Thema viel zu langweilig. 

„Grün. Ein Lebensgefühl“ – Das ist das neue Arbeitsthema. Vier Untergruppen für vier Seiten werden gebildet. Basisdemokratie im Viertelstundentakt: ein gesitteter Abstimmungsmarathon folgt. Keine Kontroversen, keine Auseinandersetzungen. Grün. Die Farbe der Harmonie. Die Diskussion geht später auf einer Party in Kreuzberg weiter. Bei heißen Temperaturen und einem kühlen Bier wird über Ökodiktatur, Greenwashing, Grünes Bewusstsein und die Grüne Internationale philosophiert 

Print vs. Online

Am Freitag erweist sich der Brückentag zwischen Himmelfahrt und dem anschließenden Wochenende als journalistinenunfreundlich. InterviewpartnerInnen sind Mangelware oder nur durch krächzende Telefonleitungen hindurch auf Hiddensee erreichbar.

Die Temperatur im Konferenzraum der taz steigt. Alternativen werden gesucht und gefunden. Beim ersten Seminar des Workshops mit Thekla Dannenberg von Perlentaucher.de stehen die Unterschiede zwischen Print und Online im Mittelpunkt. Über Auseinandersetzungen mit der FAZ erfahren die TeilnehmerInnen ebenso wie über URL-Verkürzer a la Bitly.

Dann schreiben, Rat holen, seminieren, zuhören, diskutieren, recherchieren und immer wieder Zeichen zählen. Coach Elisabeth Schmidt verrät Kniffe und Tricks für die Arbeit an den Texten. Auf einem Umweltfestival in Berlin-Marzahn scheinen zwei Teilnehmer verschollen zu sein. Seit acht Stunden sind die jungen Männer im Berliner Osten abgetaucht.

Die Zeitung in schwarz-grün

Da scheint etwas nicht ganz grün zu sein. Zum vegetarischen Abendessen kann Entwarnung gegeben werden. Die beiden haben keinen EHEC-Anfall von grünem Salat bekommen und sind wohlbehalten wieder in der Dutschke-Straße angekommen. Am Sonntag wird alles mit Hilfe der fachkundigen Unterstützung des taz Layouts in eine Form und in zwei Farben gepresst. Schwarz-Grün! Ein Omen für Berlin?

Beim Abschlussseminar zucken Gesine Agena und Emily Büning vom Bundesvorstand der Grünen Jugend auf diese Farbkombination angesprochen nur mit den Schultern. „Das ist keine Option für uns“ sagen die beiden. Mit einem grünen Ökosekt in den Händen wird sich dann am Sonntagabend auf die Schultern geklopft. Blattkritik überstanden. Jetzt sind wir auf die Reaktionen der taz LeserInnen gespannt. Eines haben die 10 Frauen und 10 Männer jetzt aber schon bewiesen: Zeitung können sie machen. Grünschnäbel sind sie nicht mehr!

Seminar I mit Thekla Dannenberg: Onlinejournalismus – der Perlentaucher. Der Perlentaucher ist das führende und unabhängige Kultur- und Literaturmagazin im deutschsprachigen Internet. Er ist seit dem 15. März 2000 online. Seitdem veröffentlicht unsere Redaktion täglich eine Feuilletonrundschau, einen Medienticker, eine Bücherschau und wöchentlich eine Magazinrundschau - neben vielen eigenen Artikeln.

Thekla Dannenberg, geboren 1970, hat die Deutsche Journalistenschule in München besucht und Politikwissenschaft und Philosophie in Berlin studiert. Sie war mehrere Jahre lang Redakteurin bei der taz und hat in Warschau als freie Journalistin gearbeitet und für die Bundeszentrale für politische Bildung Studienreisen nach Polen organisiert. Thekla Dannenberg lebt in Berlin und ist Redakteurin beim Perlentaucher.

Thierry Chervel, geboren 1957, hat Musikwissenschaften studiert. Er war Redakteur bei der taz (Film, Musik, Tagesthemen), Kulturkorrespondent für die Süddeutsche Zeitung in Paris und Redakteur auf der Berliner Seite der Süddeutschen. Mitbegründer des Perlentauchers.

Bild: privat

Seminar II mit Elisabeth Schmidt-Landenberger: Sprache im Journalismus. Und wo bitte geht`s hier zum Thema? Wie man Leser in drei Sekunden loswerden – oder gewinnen kann. 

Elisabeth Schmidt-Landenberger, Jahrgang 1955, hat in Tages- und Wochenzeitungen und Magazinen als Reporterin (Badische Zeitung, Freiburg), Ressortleiterin (annabelle, CH), Textchefin ("arte", Straßburg, Vanity Fair, Berlin) und Chefredakteurin (Zeitung zum Sonntag, Freiburg) gearbeitet. Seit 10 Jahren unterrichtet sie an Journalistenschulen im In- und Ausland und hat einen Lehrauftrag an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg.

Seminar III mit Gesine Agena: Die Grüne Jugend und die Presse. Das letzte Jahr war für die Grünen ein spannendes Jahr – massiv steigende Mitgliederzahlen, Umfragerekordergebnisse und der erste grüne Ministerpräsident. All das beschäftigt nicht nur Parteistrategen und die kritische Jugendorganisation, sondern auch die Medien. Auch die Grüne Jugend wird von JournalistInnen dazu befragt, was die neue Situation für uns Grüne bedeutet – Verwässerung der Programmatik?

Wischiwaschi-Kurs oder knallharter ökosozialer Umbau? Was tun mit den vielen neuen Mitgliedern? Die Grüne Jugend hat es sich auf die Fahnen geschrieben, kritisch gegenüber der Partei zu sein, dabei muss man aber gerade in der Pressearbeit aufpassen, dass der Bogen nicht überspannt wird. Wie junge Grüne mit der Presse, und wie die Presse mit jungen Grünen umgeht, darum dreht sich dieser Workshop.

Die TeilnehmerInnen. Bild: Anja Weber

Bei der Auswahl der TeilnehmerInnen wird darauf geachtet, dass eine interdisziplinäre Gruppe mit unterschiedlichen Vorkenntnissen im Journalismus entsteht. JedeR kann sich bewerben.

Die je zehn Frauen und Männer pro Workshoptermin sind zwischen 18 und 28 Jahre alt und kommen aus allen Regionen Deutschlands und aus dem Ausland. Die TeilnehmerInnen des Workshops „Grün. Die Farbe des Jahres?“ finden Sie hier.