Workshop Nr. 9: Scheitern

Auch die 20 TeilnehmerInnen gescheitert. Zumindest eine von ihnen: Anne Fromm wollte drei Tage wach bleiben.

Prozess des Scheiterns: Es gibt immer ein Davor, Dabei, Danach. Die Puppen befinden sich eher in der dritten Phase. Bild: dpa

3. bis 6. November 2011, logisch ist der Kapitalismus gescheitert. Unser Beitrag dazu leider auch. War dann doch zu schwierig – erst recht, wenn man nur vier Tage Zeit hat, um vier Seiten herzustellen. Diesmal zum Thema Scheitern. Dazu hatten wir, zwanzig junge Menschen, viele Ideen. Einige davon haben es in die taz Beilage am 7. November geschafft, viele nicht. 

Die ambitionierteste Idee war ein Text zum Scheitern der Menschheit. Aber wie soll man das angehen? Versucht man etwas zu fassen, wird aus dem Allgemeinen immer das Besondere. Beschäftigt man sich mit dem Scheitern der Menschheit, stellt man fest, dass immer nur einzelne Menschen oder Gesellschaften scheitern. Also auch hier kein Beitrag.

Die FDP wurde zwar genannt, fand am Ende aber keine Berücksichtigung. Dabei springt es einem sofort ins Auge, dass unser Thema und die Liberalen Hand in Hand gehen. Vielleicht war das Thema zu langweilig. Oder zu billig. 

Am Ende fanden wir genug Themen, die für uns machbar und interessant waren, um damit vier Seiten zu füllen. Geordnet sind sie nach dem Prozess des Scheiterns: Es gibt immer ein Davor, Dabei, Danach. Übrigens: Wir WorkshopteilnehmerInnen finden nicht, dass wir mit dem Thema Scheitern gescheitert sind. DARIO SCHACH

Bild: privat

Seminar I mit Markus Franz: Vom Journalisten zum Redenschreiber. Sollte 45 Minuten über mich reden. Indiskutabel. 15 Min reichen. Frage dann lieber Euch. Darum geht's doch beim Journalismus – oder? Journalismus ist natürlich der beste Beruf der Welt - für diejenigen, die den Biss dazu haben. Und wenn sie die Arbeitsbedingungen haben, die ich immer hatte. Habe ich mich rechtzeitig aus dem Staub gemacht?

Markus Franz, 49, Jurist, Journalist, Journalisten-Ausbilder, Pressesprecher (DGB), Diplomat (in Washington), Redenschreiber (für Andrea Nahles). Was für ein Abstieg von den Höhen des Journalismus. Aber einer, der Spaß macht. War für die taz politischer Korrespondent (in Bonn), sowie Redaktionsleiter der taz Berlin und der taz Ruhr/NRW (mein wichtigster Job).

Bild: privat

Seminar II mit Elisabeth Schmidt-Landenberger: Sprache im Journalismus. Und wo bitte geht`s hier zum Thema? Wie man Leser in drei Sekunden loswerden – oder gewinnen kann. 

Elisabeth Schmidt-Landenberger, Jahrgang 1955, hat in Tages- und Wochenzeitungen und Magazinen als Reporterin (Badische Zeitung, Freiburg), Ressortleiterin (annabelle, CH), Textchefin ("arte", Straßburg, Vanity Fair, Berlin) und Chefredakteurin (Zeitung zum Sonntag, Freiburg) gearbeitet. Seit 10 Jahren unterrichtet sie an Journalistenschulen im In- und Ausland und hat einen Lehrauftrag an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg.

Bild: Wolfgang Borrs

Seminar III mit Matthias Urbach: Print- versus Onlinejournalismus. „Kannibalisieren wir uns da nicht selber?“ Wer in einer Zeitung (auch) mit dem Content der Zeitung ein News-Portal im Internet macht, muss sich rechtfertigen. Schließlich wird online (noch) kostenlos publiziert, was man am Kiosk teuer bezahlen muss. Aber ist Online wirklich nur der Abklatsch des kostbaren Printjournalismus? Und leidet im Internet allgemein die Qualität?

Wer genau hinsieht, kann neue journalistische Formen im Netz entstehen sehen und ein neues Verhältnis von Autoren und Lesern. Eines steht schon fest: Den Journalismus, wie wir ihn heute aus Zeitungen kennen, wird es bald nicht mehr geben.

Matthias Urbach, 44, hat die Onlineredaktion der taz 2007 aufgebaut und seit dem kontinuierlich weiterentwickelt. Er gehört zum strategischen Leitungsgremium der taz – und entwickelte auf taz.de das Freiwillige Bezahlen als Alternative zur Paywall mit. 

Zuvor arbeitet Matthias Urbach im Hauptstadtbüro der tageszeitung. Nebenher schrieb und bloggte er für unterschiedliche Medien wie Geo, Zeit Wissen und Technology Review. Der Diplomphysiker studierte Journalismus in Hamburg und lernte sein Handwerk auf der Henri-Nannen-Schule.

Die TeilnehmerInnen. Bild: Anja Weber

Bei der Auswahl der TeilnehmerInnen wird darauf geachtet, dass eine interdisziplinäre Gruppe mit unterschiedlichen Vorkenntnissen im Journalismus entsteht. JedeR kann sich bewerben.

Die je zehn Frauen und Männer pro Workshoptermin sind zwischen 18 und 28 Jahre alt und kommen aus allen Regionen Deutschlands und aus dem Ausland. Die TeilnehmerInnen des Workshops „Scheitern“ finden Sie hier.