Yoko Ono-Konzert in Berlin: Groovy und charmant

Zum 80. Geburtstag gab Yoko Ono ein umjubeltes Konzert in der Berliner Volksbühne. Stars von Peaches bis Rufus Wainwright waren zu Gast.

Yoko Ono in der Volksbühne. Bild: Roland Owsnitzki

Beharrlichkeit, Freundlichkeit, Universalismus. Am Sonntagabend wurden die Uhren in der ausverkauften Berliner Volksbühne für anderthalb Stunden in den „Love & Peace“-Modus gestellt. Die Zeit war nicht stehen geblieben, sie hatte etwas Berührendes und Heiteres an sich. Das war glaubwürdig und grundsätzlich okay.

Zur Einstimmung liefen einige von Yoko Onos schönsten Fluxus-Filmen, etwa „Bottoms“ (1966), der Ärsche prominent ins Bild rückt, oder „Fly Film“ (1970), der eine Fliege auf einem Frauenkörper beobachtet. Ob ihrer langen Kameraeinstellungen wirkten sie beruhigend.

Dem besonderen Anlass des Konzertabends kam auch die Vorband nach. Ein Frauentrio, ungerührt stimmte es in Japan-Pop-Manier eine Ode an den Hauptact an: „Oh Yoko Ono“. Entwaffnend charmant, enorm groovy, null anbiedernd und schon war das Eis gebrochen.

Ganz in Schwarz

Bildende Künstler könnten besser altern als Popstars, hat der Maler Albert Oehlen einmal behauptet. Seine Aussage ließ sich am Sonntag präzisieren: Bildende Künstler, die Pop machen, werden in Würde alt. Wie Yoko Ono am Vorabend ihres 80. Geburtstags auf die Berliner Volksbühne schritt, klein, drahtig, ganz in Schwarz gekleidet mit dunkler Sonnenbrille und Zylinderhut, hatte etwas von einer Genugtuung: Hier bin ich, ihr habt mich unterschätzt.

Gleich mit dem ersten Song zeigte Yoko Ono auf eine wunde Stelle. „It happened“, die B-Seite ihrer Single „Walking on thin Ice“ (1981), entstanden kurz vor der Ermordung ihres Mannes John Lennnon. Seinetwegen hatte sie in den Siebzigern ihre Karriere zurückgestellt. „It happened at a time of my life / When I least expected / And I know there’s no return / No Way“, sang Yoko Ono. Am Sonntag nahm „It happened“ rohe Energie an, erzeugt von zwei Gitarren, Bass, Drums und Synthesizer (später kamen noch Trompete und Orgel hinzu).

Das war keine Oldtimerrallye, da spielte sich eine tighte Band frei. Funky, manchmal auch verstiegen, wie eine äthiopische Jazzband, während Ono für ihre Stimmexperimente den Unterkiefer kreisen ließ. Wie früher nannte man sich Plastic Ono Band, sieben MusikerInnen, kongenial von Onos Sohn Sean Lennon dirigiert. Bisweilen lieferte er sich mit seiner Mutter schnippische Dialoge. „Der nächste Song ist in E-Dur.“ „Weiß ich doch.“

Geschlechterdemokratische Künstlerfamilie

Die Plastic Ono Band inszenierte sich als geschlechterdemokratische Künstlerfamilie: an den Keyboads Yuka Honda, ehemals mit Sean Lennon liiert, Teil des japanischen Duos Cibo Matto. Inzwischen mit dem Gitarristen Nels Cline (unter anderem bei Wilco) verheiratet. Der bediente am Sonntag die andere Gitarre, während Hondas alte Mitmusikerin Miho Hatori am Schlagzeug spielte.

Im Publikum der Beatles-Begleiter Klaus Voormann, Michael Stipe und die Geschwister Rufus und Martha Wainwright, die in einer Reihe direkt vor der Bühne saßen. Oben wagte sich die Plastic Ono Band inzwischen an „Walking on thin Ice“ und ließ ihn als Discopunk mit reichlich Kuhglocke aufheulen. Yoko Ono schelmisch grinsend. Für „I’m a witch“ kam Peaches auf die Bühne und sang mit Ono ein furioses Update des Songs. Standing Ovations dann für die Zugabe „Give Peace a Chance“, für die die Popstars aus dem Publikum auf die Bühne gebeten wurden.

Von Pferdefleisch-Lasagne bis unbemannte Drohnen, alle Unbill der Welt wurde angeprangert, dann übernahmen die Wainwrights das Geburtstagsständchen. Mit leuchtenden Augen ging Yoko Ono von der Bühne.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.