Zeichner Hannes Hegen gestorben: Mit dem „Mosaik“ in die Welt

Südsee, Amerika und Weltraum: Mit der Comic-Reihe „Mosaik“ schuf Hannes Hegen ein populäres Werk der eskapistischen Kunst der DDR.

Hannes Hegen, 2012 bei einer Ausstellung zu seinem Werk. Bild: dpa

BERLIN/LEIPZIG dpa | Die drei kleinen Helden Dig, Dag und Digedag durften nach Amerika und in den Orient. Die Leser – Kinder und Erwachsene in der DDR – nicht. Aber nicht nur deshalb war das Mosaik begehrt.

Hannes Hegen, der Erfinder dieses Comics und Vater der Digedags, ist nun tot. Er starb bereits am 8. November im Alter von 89 Jahren in Berlin, wie der Verleger Mark Lehmstedt am Donnerstag in Leipzig mitteilte. Hegen habe zuletzt seit einem schweren Sturz in einem Pflegeheim gelebt, berichtete das Neue Deutschland.

Von 1948 bis 1951 hatte Johannes Hegenbarth – so der Geburtstname des Comic-Schöpfers – an der Leipziger Hochschule für Grafik und Buchkunst studiert. Nebenher fertigte er für die satirische Zeitschrift Frischer Wind, aus dem der Eulenspiegel hervorging, Hunderte Karikaturen. 1955 gründete er schließlich unter seinem Künstlernamen Hannes Hegen die Zeitschrift Das Mosaik.

„Bleibt uns ja vom Halse, der Sultan hat schon genug Steuern von uns bekommen.“ Mit diesen Worten starteten Dig, Dag und Digedag ihre aufregende Jagd nach dem Golde im Orient – im ersten Heft am 23. Dezember 1955. Die Ausgabe war immer sofort vergriffen, denn: Hegens drei pfiffige Helden verbreiten keine sozialistische Propaganda, sondern führen den Leser rund um die Welt und in die unterschiedlichsten Zeitepochen.

„Mit zunächst zwei, später mehr als zehn Mitarbeitern schuf er in seinem Atelier in Berlin-Karlshorst die bedeutendsten Comic-Serien der DDR“, berichtete Lehmstedt. „Obwohl die Auflage mehr als 600.000 Stück betrug, konnte die Nachfrage nie befriedigt werden.“

Ein Stück DDR-Geschichte

Nach 20 Jahren kam es aber zum Bruch mit dem FDJ-Verlag Junge Welt in Berlin. Hegen hörte 1975 auf und zog sich ins Privatleben zurück. Mit Ausgabe 223 war die Reise der Digedags zu Ende. Sie wurden von den Abrafaxen abgelöst.

Hegen, der ein Stück DDR-Geschichte mitgeschrieben hat, lebte zurückgezogen und mied die Öffentlichkeit. Vor zwei Jahren besuchte er aber eine große „Digedags“-Schau im Zeitgeschichtlichen Forum Leipzig. Diesem hatte er 2009 sein Archiv übergeben. Tausende Zeichnungen, Skizzen und Entwürfe wurden dort seither aufbereitet.

Vom großen Erfolg der Schau – sie lockte mehr als 70.000 Besucher an – zeigte sich Hegen damals überrascht: „Ich hätte nicht vermutet, dass es einen so großen Zuspruch gibt.“ Das Ende der Digedags hat er bis zum Schluss nie ganz verwunden. „Natürlich schmerzt es mich, wenn Nachahmer das Konzept übernehmen und in ähnlicher Weise weitererfinden“, sagte er in Leipzig. Bei seinem Abschied vom Mosaik 1975 hätten noch zahlreiche Pläne für weitere Abenteuer in der Schublade gelegen. Das Mosaik mit den Abfrafaxen gibt es bis heute.

Am 18. November wird auf einer Trauerfeier auf dem Friedhof in Berlin-Karlshorst noch einmal an den Vater der Digedags erinnert.

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