Zentralafrikanische Republik: Kabilas Garde hilft in Bangui

Präsidialgardisten aus dem Kongo sollen dem bedrängten Staatschef Bozizé beistehen. Ein offizielles Eingreifen würde heikle Erinnerungen wachrufen.

Bekommt jetzt Hilfe aus dem Kongo: Bozizé. Bild: dapd

BERLIN taz | Während sich die Kämpfer der Rebellenkoalition „Séléka“ in der Zentralafrikanischen Republik der Hauptstadt Bangui nähern, bekommt Staatschef Francois Bozizé offenbar Schützenhilfe von seinem großen südlichen Nachbarn. Bis zu 300 Angehörige der Präsidialgarde der Demokratischen Republik Kongo sollen nach Bangui entsandt worden sein, erklärten am späten Donnerstag die Rebellen. Bangui liegt direkt am Fluss Ubangi, der die Grenze der Zentralafrikanischen Republik zum Kongo bildet.

Kongos Regierungssprecher Lambert Mende bestätigte am Freitag die Stationierung, sagte aber: „Die Truppen sind seit fast drei Jahren im Rahmen der multinationalen Friedenstruppe FOMAC dort“. Den Rebellen sowie Teilen der zentralafrikanischen Opposition zufolge sind es frische Einheiten.

FOMAC (Multinationale Streitkraft Zentralafrikas), offiziell inzwischen MICOPAX (Mission zur Konsolidierung des Friedens), ist eine Eingreiftruppe aus 400 Soldaten und 150 Polizisten aus Kamerun, Kongo-Brazzaville, der Demokatischen Republik Kongo, Gabun und Tschad. Sie steht seit 2008 als Friedensmission der Regionalorganisation CEEAC (Wirtschaftsgemeinschaft der Staaten Zentralafrikas) in Bangui und soll eigentlich 2013 abziehen, weil sich die Zentralafrikanische Republik stabilisiert hat. Das war jedenfalls die Lage bis jetzt.

In die neuen Kämpfe hat die Friedenstruppe nicht eingegriffen. Stattdessen ist am Donnerstag ein CEEAC-Team in die Zentralafrikanische Republik aufgebrochen, um Kontakte zu den Séléka-Rebellen aufzunehmen.

Erinnerungen werden wach

Unklar ist, ob parallel dazu auch die Friedenstruppe selbst verstärkt wird. „Bangui wird von uns gesichert, aber weitere Truppen werden eintreffen“, erklärte am Donnerstag Micopax-Kommandant Jean-Félix Akaga im Staatsrundfunk. Von Seiten der Mitgliedstaaten wird dies jedoch dementiert. Die Rebellen sagen nun, es gebe tatsächlich neue Soldaten aus der Demokratischen Republik Kongo. Sie stünden rund 22 Kilometer außerhalb Banguis, heißt es. Die Friedenstruppe, forderten sie, solle „neutral bleiben“ und „die Bevölkerung vor den Übergriffen Bozizés schützen“.

Ein offizielles Eingreifen des kongolesischen Präsidenten Joseph Kabila zugunsten Bozizés würde heikle Erinnerungen wachrufen. Vor genau zehn Jahren standen schon einmal kongolesische Hilfstruppen in Bangui, um den bedrängten Präsidenten Ange-Félix Patassé gegen eine Rebellion unter Führung des heutigen Machthabers Bozizé zu schützen. Der damalige kongolesische Rebellenführer und spätere Vizepräsident Jean-Pierre Bemba hatte sie entsandt.

Wegen Kriegsverbrechen dieser Kämpfer in Bangui steht Bemba heute vor dem Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag vor Gericht. Die eventuelle Parallele zwischen Bemba als Unterstützer Patassés in Bangui 2002 und Kabila als Unterstützer Bozizés in Bangui 2012 wird in Kongos Hauptstadt Kinshasa genüsslich kommentiert.

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