Zuckerberg stellt Neuerungen vor: Facebook will das ganze Ich

Das soziale Netzwerk will mit "Timeline" und dem "Ticker" noch mehr Daten sammeln. Damit lässt sich zielgenau werben - Datenschutzbeauftragten gefällt das nicht

Mark Zuckerberg auf der F8-Entwicklerkonferenz: Er versucht seinen Jobs gut zu machen. Bild: reuters

Facebook will noch tiefer in die Privatsphäre seiner 800 Millionen Nutzer: Auf der F8-Entwicklerkonferenz stellte Firmenchef und Gründer Mark Zuckerberg die neue sogenannte Timeline-Funktion vor: In Zukunft solle ein ganzes Leben auf ein Facebook-Profil passen - und zwar von Geburt an. Fotos, Videos, Ortsangaben, die Nutzer machen, werden gespeichert. Was in der Vergangenheit liegt, wird in Zeitraffer dargestellt. Die Nutzer können solche Ereignisse auf ihrem Profil besonders hervorheben oder ausblenden. Zuckerberg beschreibt Timeline als einen "Ort, bei dem ihr stolz seid, ihn euer Zuhause zu nennen."

Die zweite große Neuerung: Nicht mehr nur beim aktiven "Gefällt mir"-Klick fließen Daten in das große Datensilo Facebook, sondern jetzt auch passiv. Eine ganz neue Aktivitätsart, sagt der Netzökonom Marcel Weiss. Man müsse nur einmal die Zustimmung geben, dann bekommt Facebook alle Daten über Filme, Musik oder Bücher, die online konsumiert werden - auch von anderen Webseiten, wenn diese die neue Facebook-Software nutzen. Die Informationen werden in Form eines "Tickers" am Rand der Webseite angezeigt. Beim passiven Tracking durch eine Software fallen deutlich mehr Daten an als beim aktiven Klicken auf "Gefällt mir".

Dem Datenschutzbeauftragten des Landes Schleswig-Holstein, Thilo Weichert, gefällt das nicht. Er sagt: "Der Verbraucher gewinnt garantiert nicht damit." Facebook versuche mit Neuerungen wie "Timeline" und dem "Ticker", sein Geschäftsfeld von reiner Werbung auf integrierte Internetdienste zu erweitern. Facebook versuche dabei, noch deutlich mehr Daten von den Nutzern zu sammeln, wodurch diese immer "angreifbarer" würden, so Weichert.

Je mehr Daten, desto besser lassen sich Profile erstellen. Je mehr Daten sie enthalten, desto mehr sind diese Profile wert. Schon jetzt macht Facebook mit Werbung eine Menge Einnahmen, 3,8 Milliarden US-Dollar sollen es 2011 nach einer Analyse von EMarketer werden - 2010 waren es 1,86 Milliarden.

"Zuckerberg hat 800 Millionen Argumente auf seiner Seite", kommentiert der Medienökonom Holger Schmidt, auch mit Blick auf Facebooks Konkurrenten Google+. "Nachdem Facebook bereits die Kommunikation weitgehend auf seine Seite gezogen hat, soll nun der Medienkonsum folgen." Die Medien haben dabei ein Interesse daran, mit Facebook zusammenzuarbeiten - Sichtbarkeit, in der Aufmerksamkeitsökonomie viel wert.

Schon mit im Boot sind - neben Video- und Audiodiensten - auch klassische Textmedien wie das Wall Street Journal. Jedes Mal, wenn ein Nutzer dort einen Artikel liest, wird das rechts im Ticker auf Facebook angezeigt.

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