Zum Tode Gerd Langguths: Vom Ideologen zum Analytiker

Am Sonntag starb der Publizist und Politiker Gerd Langguth. Politisch tief verwurzelt in der CDU entwickelte sich zur ideologisch offeneren Bürgerlichkeit.

Gerd Langguth mit seiner Merkel-Biografie. Bild: dpa

Als guter Konservativer wusste er, wann ein dezentes Ernst-Jünger-Zitat geboten war: „Ein Spitzenpolitiker muss Schrammen haben, muss durch Stahlgewitter gegangen sein“, sagte Gerd Langguth einmal über Karl-Theodor zu Guttenberg. Kurz danach trat der Verteidigungsminister zurück.

Weniger martialisch, dafür treffender war da schon seine jüngste Analyse, die CDU verliere vor allem in den Metropolen an Boden: „In den Städten wird der generelle Wertewandel der Gesellschaft vorweggenommen – von der Schwulen-Ehe über die Bildung bis hin zum multikulturellen Miteinander. Mit dieser Entwicklung tut sich die Union seit Jahren schwer.“

Langguth selbst machte es sich auch nicht gerade leicht mit der Union. Geboren 1946 in Wertheim am Main, schloss er sich im Studium dem Ring Christlich-Demokratischer Studenten (RCDS) an, als dessen Bundesvorsitzender er von 1970 bis 1974 wirkte. Zunächst schien er dem klassischen Karriereweg zu folgen, als er nach kurzer Tätigkeit bei der Konrad-Adenauer-Stiftung von 1976 bis 1980 für die CDU im Bundestag und in deren Grundsatzkommission saß.

Mit dem Wechsel als Direktor zur Bundeszentrale für politische Bildung folgte der Umschwung in eine ideologisch offenere, deutlich bürgerlich geprägte Überparteilichkeit. Macht sollte er künftig mehr beschreiben, als dass er sie für sich anstrebte.

In den Achtzigerjahren trat Langguth denn auch häufiger als Publizist denn als Politiker auf. 1983 veröffentlichte er auf Basis seiner Dissertation ein Forschungswerk über „Die neue Linke seit 1968“, in der er die Protestkultur seiner politischen Gegner im Gewand wissenschaftlicher Schilderung bekämpfte. 1989 okkupierte er ein linkes Erzthema, als er sich mit den Sandinisten in Nicaragua beschäftigte.

Hauptberuflich vertrat er als Staatssekretär mal das Land Berlin im Bund, dann die EU in Deutschland – bevor er in den Neunzigern als Geschäftsführer zur Konrad-Adenauer-Stiftung zurückkehrte. Zuletzt lehrte er als Honorarprofessor Politikwissenschaften in Bonn und veröffentlichte Biografien von Horst Köhler und Angela Merkel.

Am Sonntag ist Gerd Langguth im Alter von 66 Jahren in Köln verstorben.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.