Zwitschernde Freunde und Helfer: Eingebrochen wird immer

Die Berliner Polizei twittert eine Woche lang über jeden Einbruch in der Stadt. Dabei gibt sie auch den einen oder anderen Haushaltstipp.

Auch Ermittler machen Dreck: Kripo-Team bei der Spurensicherung. Foto: dpa

Nach dem zweiten Einbruch in drei Jahren lagen bei der Freundin die Nerven blank. Wie beim ersten Mal waren die Typen über die Loggia im Erdgeschoss eingestiegen und bedienten sich an technischem Gerät und anderen Wertsachen, diesmal waren sie aber noch inmitten ihrer Arbeit. Das merkte die Freundin, weil jemand von innen einen Getränkekasten vor die Tür geschoben hatte. Als sie dann drin war, sah sie die Einbrecher noch aus dem Fenster klettern. Jetzt zieht sie um.

Für die meisten Menschen ist die Verletzung der eigenen Wohnung ein traumatisches Erlebnis. Für andere offenbar weniger, wie Titanic-Autor Leo Fischer, der sich kürzlich auf Facebook nicht nur über pegidistische Panikmache mokierte, Flüchtlinge würden massenweise in deutsche Häuser eindringen, sondern die Furcht vor solchen Taten grundsätzlich ridikülisierte: „Zuletzt hatte ich mit sieben Jahren Angst vor Einbrechern, mit zehn war mir das schon wieder peinlich.“ Die „Leute“ hätten eh nichts Wertvolles oder seien rundumversichert: „Für viele Haushalte wäre ein Einbruch doch nur eine Art nichtlizenzierter Grundreinigung.“

Kann man so sehen, der Pointe zuliebe. Die Berliner Polizei sieht es berufsbedingt anders und nutzt die sozialen Medien auf ihre Weise: Seit Montag läuft auf ihrem Twitterkanal die Aktion #keinbruch, bei der ein fleißig tweetendes Team alle entsprechenden Einsätze dieser Woche dokumentiert. Das Kunstwort als Hashtag soll andeuten, dass dank polizeilicher Präventionsarbeit ein Einbruch kein Beinbruch mehr ist – nein, falsch: dass es zum Einbruch gar nicht kommt, wenn sich der/die Bürger/in mit sicheren Türen, geschlossenen Fenstern und aufmerksamen Nachbarn wappnet.

42 Einbrüche und 34 abgebrochene Versuche habe man von Montagmittag bis Dienstagabend aufgenommen, weiß Yvonne Tamborini vom polizeilichen Social-Media-Team, damit liege man im Schnitt. Konkret lesen sich die kleinen Krimis, die das Twitterteam schreibt, so: Einbrecher gleich Ausbrecher: In #Marzahn steigt Einbrecher durch eingeworfenes Kellerfenster ins leere Einfamilienhaus. (Mo., 19:52) – Das Haus ist durchwühlt, es fehlen Bargeld, Parfum und 5 kg Waschmittel. (19:53) – Das automatische Schließen der elektronischen Rollläden zwingt ihn zum Ausbruch über die Terrassentür. (19:54)

Erst trocken, dann nass

Dumm gelaufen, zumal die Einsatzkräfte selbst auch Dreck hinterlassen. Alles bepinselt die Spurensicherung mit schwarzem Staub, dabei tragen Einbrecher bekanntlich Handschuhe. Das Gute an so einer Twitteraktion: Ein Rat an den Hausmann zwischendurch tut dem ernsten Anliegen keinen Abbruch: Reinigungstipp unserer #K1-Ermittler: Rußpulver zur Sicherung der #Fingerabdrücke erst trocken, dann nass abwischen. (Di., 18:23)

Im Übrigen sind viele Tweets durchaus unterhaltsam, Beispiel: Kellerfenster ist mit Rollzapfen gesichert und lässt sich mit einem Pilzkopfband aufrüsten. #thebeatles #keinbruch. (Di., 14:54).Da fallen auch kleinere Widersprüche weniger ins Gewicht: Erst antwortet @PolizeiBerlin_E auf die Frage eines Twitterers, er dürfe in flagranti erwischte Einbrecher bis zum Eintreffen der Polizei festhalten. Ein paar Tweets weiter heißt es dann: „Versuchen Sie niemals Einbrecher festzuhalten.“ Das „niemals“ ist doppelt unterstrichen.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.