die wahrheit: Des Retrievers Kern

Deutschland, deine Hunde - die aktuellen Hitparaden für Wauwuffs.

Was für ein hübsches Trio: Pamela Anderson und die Hundedamen Bardot (l.) und Gina Lollobrigida (r.). Bild: ap

Früher war das Leben mit Hunden noch einfach, da kannte man sie alle: Pudel, Dackel, Finnenbracke und die ganze Hundeschar. Doch wenn man heute die bunten Werbeprospekte durchblättert und dabei einen Werbehund entdeckt, weiß man nur, dass es sich um einen Hund handelt.

Alles ist komplizierter geworden, doch was ist das nur für eine Welt, in der man zum Anzeigenlesen ein Hundebestimmungsbuch braucht? Was bleibt einem übrig, man kauft sich also ein Hundebestimmungsbuch im modernen Antiquariat für 4,95 Euro. Es heißt zeitgemäß "Hunderassen" und ist laut Eigenwerbung ein "kompetenter Führer". Doch jede Vorfreude zerstiebt rasch, denn der Führer versagt in den meisten Fällen und lässt einen ratlos zurück wie einst im Studium der Pflanzenbestimmungskurs. Fremd bleibt der Werbehund.

Doch eines scheint dennoch sicher zu sein: Hunde in der Werbung sind entweder Retriever aller Art, Border Collies oder Hovawarts. Möglicherweise auch Weimaraner oder Dalmatiner. Weit abgeschlagen folgen die Dackel und Schäferhunde. Der weltweit häufigste Hund der fünfziger Jahre, der Pudel, fehlt völlig! Heute würde der gute Goethe vom Kern des Retrievers schreiben und sich ein wenig damit trösten, dass der Weimaraner werbekompatibel zu sein scheint. Warum heißt es eigentlich nicht Weimarer?

In der Welpenliste der beliebtesten Hunderassen sieht es wieder anders aus: Rätselhafterweise führt der Australian Shepherd vor dem Mops, dann folgen Terrier, die üblichen Retriever und auf Platz sieben der unvermeidliche Border Collie. Auf Platz zehn landet der Bernhardiner, und ein Autor der Hundezeitung Die Welt fragt sich einfühlsam, ob dieser Hund nicht vielen Kunden zu groß ist. Ja, ist er. Da braucht es keine Lupe für, um das zu sehen.

Dann gibt es noch die Liste, die nicht nur die niedlichen Welpen zählt, sondern Hunde jedes Alters. Und da ist die Welt endlich wieder in Ordnung: Laut Verband Deutscher Hundezüchter führt der Deutsche Schäferhund immer noch mit 16.854 Einträgen ins Zuchtbuch souverän jede Liste an! Der Dackel hat bereits 10.000 Einträge weniger, und der Deutsche Drahthaar liegt wiederum weit hinter dem Teckel auf Platz drei.

Danach kommen erst die seidenfelligen Golden Retriever und die Vierbeiner aus Labrador und blicken uns mit großen, traurigen Augen an. Der grimmige Rottweiler liegt noch auf Platz sechs bei "Europas größtem Hundemagazin" mit dem herrlichen Namen Partner Hund, dürfte aber nach dem Zerfleischen eines Kindes vor einigen Tagen weiter abstürzen. Richtig so.

Im Gegensatz zur Werbewelt ist die Liste der häufigsten Hunde deutlich deutsch dominiert: Deutscher Schäferhund, Deutscher Drahthaar, Deutscher Boxer, Deutsche Dogge und Deutscher Kurzhaar kann man unter den Top Ten bei Partner Hund finden. Auf anderen Kläfferseiten im Netz sieht es verspielter aus, da wird dann schon mal der Chihuahua als Erster auf der hundeseiteneigenen Top-Fifty-Liste aufgeführt.

Bei Haushaltstipps.de ist der Winzling nur Dritter, verweist aber immer noch Beagle, Mops und Dobermann auf die Plätze. Dass eine Seite für Haushaltstipps allerdings Hundehitlisten aufstellt, grenzt schon an Wahnsinn. Dem sich das öffentlich-rechtliche Fernsehen nicht verschließen möchte. Beim SWR liegt wie bei den meisten Hundefreunden ein ganz anderer Racker deutlich vorn in der Gunst: Der beliebteste deutsche Hund ist die Promenadenmischung! Kein Wunder, dass das Hundebestimmungsbuch herabgesetzt war.

Zum Schluss noch eine aktuelle Fachfrage für alle Hundeliebhaber: Was wäre Thilo Sarrazin, wenn er ein Hund wäre? Die Lösung ist einfach: selbstverständlich ein Zwergschnauzer!

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kari

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