die wahrheit: Dauergähnen: Befallen von der Frühfrühjahrsmüdigkeit
O nein, o Schreck, o gähn! Schlagartig wurde uns gestern klar, warum wir seit Tagen wie auf Butter durch die Gegend laufen und - wohlerzogen, wie wir sind - ständig die Hand vor den Mund halten...
O nein, o Schreck, o gähn! Schlagartig wurde uns gestern klar, warum wir seit Tagen wie auf Butter durch die Gegend laufen und - wohlerzogen, wie wir sind - ständig die Hand vor den Mund halten. Dauernd dieses Gähnen und nochmal Gähnen und schon wieder Gähnen. In diesem Jahr leiden wir nicht wie üblich an Frühjahrsmüdigkeit, sondern an Frühfrühjahrsmüdigkeit. Daran muss der lange Winter schuld sein. Diese Dauermüdigkeit ist ja nicht zum Aushalten. Obwohl noch gar kein Frühling ist. Sonst erwischt es uns ja immer dann, wenn die ersten Knospen sprießen. Aber diesmal sind wir so frühzeitig frühjahrsmüde, dass es fast ein halber Winterschlaf ist. Früher konnte man das Jahr noch besser in seine vier Jahreszeiten einteilen: Herbstdepression, Winterschlaf, Frühjahrsmüdigkeit und Sommerschlaffheit. Heutzutage scheint alles ineinander überzugehen. Und schon wieder müssen wir so entsetzlich laut gähnen, dass die frühlingstrunken zwitschernden Vögel vor dem Fenster Reißaus nehmen. Am besten wir machen erst mal ein kleines Büronickerchen. Gute Nacht.
Die Wahrheit auf taz.de