Kommentar muslimisches Gewerbecenter: Die Motive kennenlernen

Wäre die Initiatorin nicht so offenherzig - es hätte niemand Notiz von dem Projekt genommen.

Da soll eine Ladenpassage mit ausschließlich muslimischen Mietern entstehen - und mancherorts ist die Aufregung groß. Ein Vergleich wird da schnell gezogen: "Stell dir vor, das würden andersherum passieren".

Aber es ist eben ein Unterschied, ob eine Mehrheitsgesellschaft eine Minderheit diskriminiert - oder ob eine Minderheit sich von der Mehrheit abzugrenzen versucht. Letzteres geschieht meist aus der eigenen Erfahrung von Ausgrenzung heraus. Und es dient oft der Wahrung der eigenen Identität. Ob das im Falle der Frau Abdi auch der Grund ist, sei mal dahingestellt.

Nun darf man nicht naiv sein. Es gibt sicher ganz bewusste Bestrebungen der Islamisierung. Man sollte aber auch die Moschee im Dorf lassen. Wäre die Initiatorin des Harburger "Firdaus-Center" nicht so offenherzig mit ihren Plänen umgegangen, sondern hätte sie - wie jedes "normale" Einkaufszentrum auch - ihre Auswahlkriterien geheim gehalten: Es hätte wohl kaum jemand von ihrem Projekt Notiz genommen. Frau Abdi aber hat alles dafür getan, um sich verdächtig zu machen - und bis auf weiteres unter Beobachtung zu stehen.

Es ist aber anderes nötig als bloß empört aufzuschreien. Der beste Schutz der Mehrheitsgesellschaft vor bösen Überraschungen wäre es, auf die Minderheit zuzugehen, mit den Menschen zu sprechen, ihre Motive kennenzulernen.

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