Offiziere desertieren

SYRIEN Erneut Demonstrationen in allen Städten. Opposition ohne Hoffnung in Mission von Annan

BEIRUT dpa/rtr/taz | An den Protesten gegen den syrischen Präsidenten Baschar al-Assad haben sich am Freitag landesweit zehntausende Menschen beteiligt. In der Stadt Aleppo im Norden sei es die größte Mobilisierung seit dem Beginn der Proteste vor einem Jahr gewesen, teilte die Beobachtungsstelle für Menschenrechte in London mit. Die Sicherheitskräfte hätten in Aleppo auf die demonstrierende Menge geschossen, sagte der Oppositionelle Mohammed Halabi. Die Beobachtungsstelle für Menschenrechte in London sprach am Mittag von mindestens 19 getöteten Zivilisten am Freitag. Darunter seien 8 Tote in der Stadt Homs, die seit Wochen von den syrischen Streitkräften bombardiert wird.

Die syrische Armee hat am Freitag zudem vier Dörfer in der Provinz Idlib im Nordwesten des Landes gestürmt. Wie die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte mitteilte, durchsuchten die Sicherheitskräfte auf der Fahndung nach Deserteuren Häuser und Bauernhöfe in der Region an der türkischen Grenze. Die Opposition fürchte einen Großangriff wie in Baba Amr, sagte der Leiter der Beobachtungsstelle, Rami Abdel Rahman. Das lange von Rebellen gehaltene Stadtviertel von Homs war vor einer Woche nach wochenlangem Beschuss von der Armee eingenommen worden.

Angesichts der Gewaltorgien verweigern immer mehr Soldaten dem Regime die Gefolgschaft. Am Donnerstag hatten sich drei ranghohe Offiziere in die Türkei abgesetzt. Die Deserteure – zwei Generäle und ein Oberst – seien über die Grenze in die Provinz Hatay gekommen, berichtete der türkische Nachrichtensender TRT.

Unterdessen hat der Vorsitzende des Syrischen Nationalrats, Burhan Ghaliun, die Aufforderung des früheren UN-Generalsekretärs Kofi Annan zum Dialog zwischen der Regierung in Damaskus und der Opposition als unrealistisch zurückgewiesen. Annan hatte die Opposition aufgefordert, mit der Regierung zusammenzutreffen, um eine politische Lösung des Konflikts zu finden. Hierzu würde er „realistische“ Vorschläge liefern, hatte Annan weiter gesagt. GB