Ein Schuss Jugendlichkeit

Jung, weiblich und in der Türkei geboren: Hatice Kara verkörpert die neue Generation der SPD. Die 32-jährige Rechtsanwältin aus Rendsburg soll als Bürgermeister-Kandidatin das in die Jahre gekommene „Nizza des Nordens“, den Touristenmagneten Timmendorfer Strand, entstauben.

Amtsinhaber Volker Popp (CDU) spazierte zwölf Jahre auf der Strandpromenade des Kurortes auf und ab, und beobachtete, wie die Nachbarkommune Scharbeutz seiner Stadt in Sachen touristischer Infrastruktur den Rang ablief; zur Bürgermeisterwahl am 6. Mai wird er aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr antreten.

Karas Mit-Aspirant um den Posten, der CDUler Sven Wilke, verfügt als Verwaltungsbeamter bereits über einen kommunalen Erfahrungsschatz. Kara schreckt das wenig. Als Anwältin habe sie Verantwortung für den Einzelnen übernehmen dürfen. Jetzt will sie mehr: mehr Verantwortung, mehr bewegen, für mehr Menschen. Kritikern setzt sie einen Schuss Idealismus und die Überzeugungskraft einer Newcomerin vor den Bug.

Den Vorwurf, ihr Programm – bezahlbarer Wohnraum, Tourismusausbau, bessere Bürgerbeteiligung – sei das gleiche wie das von Wilke, lässt sie nicht gelten. Dass er diese Punkte ebenso beanspruche, dafür könne sie ja nichts, sagt sie. Entscheidend sei: „Wie wird es rübergebracht, steht sie wirklich dahinter?“ Das werde den Ausschlag über Sieg und Niederlage geben.

Persönlichkeit und Motivation statt Inhalte. Das klingt mehr nach PR als nach Politik. Egal: Im Altersheim Timmendorfer Strand wird soviel jugendliche Antriebskraft die Wählerschaft in Scharen vom Kaffee-Kränzchen zu den Urnen treiben. Angst vor den kommenden Aufgaben habe sie nicht, sagt Kara: „Im Gegenteil, ich werde mit jedem Tag sicherer.“

Und warum Timmendorfer Strand? Mit 1,2 Millionen Übernachtungen jährlich gefalle ihr die weltoffene Haltung: „Da werde ich mich wohlfühlen“, sagt Hatice Kara. EFK