Die Lage wird unübersichtlicher

SYRIEN Demonstranten fordern eine militärische Intervention der arabischen Staaten. Kofi Annan gibt Bericht an den UN-Sicherheitsrat. Türkei will Schutzzone entlang der Grenze

Erdogan hat alle Türken in Syrien aufgefordert, das Land sofort zu verlassen

BEIRUT dapd/rtr/afp/taz | Tausende Menschen haben in Syrien nach Angaben von Aktivisten eine Militärintervention der arabischen Staaten gefordert. „Das Volk will eine militärische Intervention, den Sturz des Regimes und die Bewaffnung der Freien Syrischen Armee“, riefen am Freitag Tausende Demonstranten in der nordsyrischen Metropole Aleppo, wie ein Sprecher der Opposition vor Ort mitteilte. Auch in Homs und Daraa gab es nach diesen Angaben wie jeden Freitag bedeutende Proteste gegen die Regierung von Präsident Baschar al-Assad.

Syrische Aktivisten hatten im Internet dazu aufgerufen, im ganzen Land auf die Straße zu gehen, um die „arabischen und muslimischen Staaten“ zu einer militärischen Intervention aufzufordern. Die Aktivisten forderten auf der Facebook-Seite „The Syrian Revolution 2011“ insbesondere eine Flugverbotszone und Schutzzonen für dringende Hilfslieferungen.

Nahe der Hauptstadt Damaskus haben sich Regierungstruppen und Deserteure nach Angaben syrischer Aktivisten Gefechte geliefert. Zu den Zusammenstößen sei es in den Vororten Katana, Dumair und Tal gekommen, berichtete die Londoner Beobachterstelle. Begonnen hatten die Kämpfe demnach bereits am Donnerstag, in Tal hielten sie aber bis Freitagmorgen an.

Das syrische Außenministerium versicherte unterdessen in dem Brief an den Vorsitzenden des UN-Sicherheitsrats, Syrien wolle mit Kofi Annan als Sondergesandtem der Arabischen Liga und der Vereinten Nationen bei der Suche nach „einer politischen Lösung der Krise“ zusammenarbeiten. Zugleich bekräftigte die Regierung aber ihren Willen zur Entwaffnung der „Terroristen“. Russlands Außenminister Sergej Lawrow sagte, er arbeite täglich mit Annan zusammen und habe auch die Führung in Damaskus „zur vollen Kooperation“ gedrängt. Annan erstattete am Freitag in einer Videokonferenz dem UN-Sicherheitsrat Bericht über seine Mission in Syrien. Er rief das Gremium dabei zur Geschlossenheit auf, um Assad zu Zugeständnissen zu bewegen. Am Mittwoch erhielt Annan von Assad eine Antwort auf seine Vorschläge, doch bat Annan um weitere Erklärungen.

Angesichts des wachsenden Flüchtlingsstroms aus Syrien in die Türkei hat sich Regierungschef Tayyip Erdogan für die Einrichtung einer Schutzzone entlang der Grenze zwischen beiden Staaten ausgesprochen. Außerdem forderte die Regierung alle Türken in Syrien auf, das Land zu verlassen. Anschließend solle die Botschaft geschlossen werden.

Die sechs Mitgliedstaaten des Golfkooperationsrates haben unterdessen ihre Botschaften in Damaskus bereits geschlossen. Dieser Schritt sei auch eine Reaktion auf das Beharren des Regimes, den Konflikt militärisch lösen zu wollen, sagte der Generalsekretär des Rats al-Sajani. GB