DER RECHTE RANDWO DER ANTISEMITISCHE „BUND FüR GOTTERKENNTNIS“ TAGT
: Mehr als Brauchtum

Von Karfreitag bis Ostermontag kommt im Hotel „Deutsches Haus“ im niedersächsischen Dorfmark (Heidekreis) der Verein „Bund für Gotterkenntnis (Ludendorff)“ zusammen – so wie seit inzwischen 35 Jahren zu Ostern. „Keine Trachten- und Brauchtumsgruppe“, sagt Pastor Jürgen Schnare von der Arbeitsstelle für Religion und Weltanschauungsfragen der evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannover. „Sie stehen in einer Tradition, die gefährlich für unsere Demokratie ist.“ Der „Bund“, sagt dagegen Schnare, gehe auf antisemitische und rassistische Lehren zurück.

Die „Ludendorffer“ geben sich moderat und unpolitisch: Sie seien eine Weltanschauungsgemeinschaft, heißt es aus ihren Kreisen immer wieder, und dass sie „die religionsphilosophischen Einsichten der Gotterkenntnis Mathilde Ludendorffs“ verbreiten wollen.

Die haben es in sich: In ihren Schriften macht die einstige Gattin des Generals Erich Ludendorff, der zusammen mit Adolf Hitler am 9. November 1923 einen misslungenen Putschversuch anführte, nicht zuletzt eine „riesige Verschwörung der Juden“ aus: Diese hätten „insbesondere den Deutschen eine Art von Irrsein“ eingepflanzt – und zwar durch Christentum, Freimaurerei und Sozialismus. Seitdem fühlen sich Ludendorff zufolge die Deutschen zu anderen „Rassen“ hingezogen. Am Ende stehe der „Volkstod“.

Auch dieses Jahr wieder erwartet die Ludendorffer allerdings Protest: Karfreitag treffen sich KritikerInnen der „Ostertagung“ um 13 Uhr am Dorfmarker Bahnhof und halten später eine Mahnwache vor dem Hotel ab. Darüber ärgert sich in der Gemeinde wiederum mancher: „Wir haben denen viel zu verdanken“, sagte eine Wirtin schon vor Längerem über die Ludendorffer. „Friedliche Leute“ seien das, ergänzte eine Angestellte, die „viel Geld“ brächten.

Hinweis: ANDREAS SPEIT arbeitet als freier Journalist und Autor über die rechte Szene nicht nur in Norddeutschland