Frank Henkel will mit allen drüber reden

SICHERHEIT Der CDU-Innensenator hält am diesjährigen 1. Mai an der Deeskalationsstrategie seines SPD-Vorgängers fest

VON PLUTONIA PLARRE
UND KONRAD LITSCHKO

Innensenator Frank Henkel (CDU) will am 1. Mai an der Deeskalationsstrategie seines Vorgängers Ehrhart Körting (SPD) festhalten. Hier werde es „keine Experimente“ geben, sagte Henkel am Montag der taz. Das Vorgehen habe sich bewährt, oberste Priorität habe der Dialog. Bei Straftaten, so Henkel, werde die Polizei aber „schnell, gezielt und konsequent“ einschreiten.

Berlins autonome Szene will sich in die europäischen Krisenproteste einreihen. Die diesjährige „Revolutionäre 1. Mai“-Demonstration soll zum Brandenburger Tor führen, um im „Zentrum der Macht“ zu protestieren. Vor dem Aufzug wollen sich Autonome am Mariannenplatz inmitten des Myfests sammeln. Von dort soll laut einem Internetaufruf unangemeldet zum Lausitzer Platz, dem Startort der „18 Uhr-Demo“, gezogen werden.

Die Polizei will mit einem Großaufgebot im Einsatz sein. Im letzten Jahr waren es 7.400 Beamte. Henkel erklärte, im Vorfeld intensiv Gespräche mit Gewerbetreibenden, Anwohnern und Kreuzbergs migrantischer Community führen zu wollen. Mit Bezirksbürgermeister Franz Schulz (Grüne) habe er sich bereits über das Myfest ausgetauscht, so Henkel.

Burak B.s Familie besucht

Auch nach dem Mordanschlag auf den 22-jährigen Deutschtürken Burak B. in Neukölln setzt Henkel auf Dialog. Am letzten Donnerstag besuchte der Innensenator die Familie des Erschossenen und am Tag zuvor die Sehitlik-Moschee am Columbiadamm, auf deren Friedhof B. am Freitag beigesetzt wurde.

Henkel forderte von Polizei und Politik Sensibilität im Umgang mit den Angehörigen. Diese hatten sich beschwert, von der Polizei nicht genügend über die Ermittlungen informiert zu werden. Ähnliche Kritik hatte die Familie des im März erstochenen Yusef El A. geübt. Henkel verteidigte die Polizei: Sie gehe durchaus sensibel vor.

Im Fall des Mordes an Burak B. hat die Polizei auch zwei Wochen nach der Tat noch keine Spur. Unter 53 eingegangenen Hinweisen sei keine heiße Spur, sagte eine Sprecherin am Montag. Laut Zeugen hatte ein 40- bis 60-Jähriger auf fünf junge Migranten gefeuert. B. starb, zwei andere wurden lebensgefährlich verletzt. Die Staatsanwaltschaft hat für Hinweise, die zur Aufklärung führen, eine Belohnung von bis zu 15.000 Euro ausgelobt.

Henkel warnte vor einer „zunehmenden Brutalität und Verrohung“. Der Christdemokrat forderte eine gesamtgesellschaftliche Debatte, „warum wir eine Situation erleben, in der offenbar die letzte Hemmschwelle fällt“.

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