Tolerantes Miteinander

INTEGRATION Zum Anlass der Integrationswoche werden in der Stadtbibliothek individuelle Geschichten von Kindern mit Migrationshintergrund ausgestellt

„MigrantInnen stecken oft in einem Dilemma“

Helmut Haffner, Senatsbeauftragter für interkulturelle Begegnung

In den Gängen vor der Krimibibliothek hängen große Plakate mit Fotos, Bildern und Geschichten von Kindern mit Migrationserfahrung: Die Acht- bis Zehnjährigen erzählen, wie und warum sie sich auf den Weg nach Deutschland gemacht haben, und wie sie hier aufgenommen wurden.

Die Ausstellung „Ich heiße Rose. Ich komme aus Ghana“ wurde von Barbara Schüll und Susanne Becker organisiert. Motiviert hat sie das zehnjährige Bestehen der sogenannten „Vorkurse“. An 15 Grundschulen gibt es für Kinder, die neu nach Bremen kommen, die Möglichkeit Deutsch zu lernen und dabei allmählich in den deutschen Schulalltag integriert zu werden. Nun schildern diese Kinder ihre Erfahrungen. Es sind anrührende Geschichten über ein Leben als Kindersoldaten, über Enteignung und Verfolgung. Viele der Flüchtlige hatten anfangs große Schwierigkeiten in Bremen. Rassismus, Heimweh, Einsamkeit – das sind nur einige der Probleme, mit denen die Kinder konfrontiert wurden: Die Ausstellung ist Vorbote der dritten Bremer Integrationswoche, die am Sonntag beginnt, und nur eine von 200 Veranstaltungen, die zu mehr Toleranz aufrufen sollen.

„Unsere Stadtgesellschaft lebt von Partizipation und Integration“, sagt Staatsrätin Eva Quante-Brandt. Man müsse den Menschen die Vorteile eines multikulturellen Zusammenlebens aufzeigen. „Die MigrantInnen stecken oft in einem Dilemma“, sagt Helmut Hafner, Senatsbeauftragter für interkulturelle Begegnung, „sie fühlen sich weder in Deutschland noch im Herkunftsland der Familien als Einheimische und kämpfen um Anerkennung und ein Dazugehörigkeitsgefühl.“

Gerade Kinder und Jugendliche aus migrantischen Familien, die in Deutschland geboren und aufgewachsen sind, hätten oft Identitätsprobleme. Auf der einen Seite werden sie im gesellschaftlichen Diskurs nicht als Deutsche akzeptiert, auf der anderen Seite haben sie keinen engeren Bezug zum Herkunftsland der Eltern. Durch Fachkonferenzen, Diskussionsrunden und Workshops wolle man Brücken zwischen Deutschen und Menschen mit Migrationshintergrund bauen, die knapp 30 Prozent der Bremer Einwohner ausmachen. „Denn beide Seiten müssen sich aufeinander zubewegen“, so Hafner. KRY

Stadtbibliothek, 2. OG, bis 29. 9. Weitere Infos: www.bremer-integrationswoche.de