„Wir integrieren alle“

Podium Über Integration durch Sport reden PraktikerInnen. Es geht auch um Alleinerziehende

■ 70, ist Vorsitzender der Sportgemeinschaft Marßel und lebt seit 1974 in dem Stadtteil in Bremen-Nord.

taz: Herr Müller, Ihr Sportclub ist seit 2003 ein Stützpunktverein für das bundesweite Förderprogramm „Integration durch Sport“. Wie integrieren Sie?

Werner Müller: Ich finde, dass man vorsichtig sein muss, wenn man über Erfolge bei der Integration spricht. Das ist ja nichts Abgeschlossenes: Auch wir sind weit davon entfernt, dass wir schon alles erreicht hätten, was wir uns vorgenommen haben. Zum Beispiel haben wir über ein Drittel Mitglieder mit Migrationshintergrund, wie es heißt. Das spiegelt sich leider nicht im Vorstand wieder. Aber wir arbeiten dran.

Sie säßen heute nicht auf dem Podium, wenn Sie keine Erfolge vorzuweisen hätten.

Ich kann Ihnen eine Geschichte erzählen: Als wir vor zehn Jahren mit dem Programm angefangen haben, gab es im Stadtteil eine Gruppe junger Männer aus der ehemaligen Sowjetunion, die Fußball spielen und dafür einen eigenen Verein gründen wollten. Wir haben sie überredet, stattdessen zu uns zu kommen. Das haben sie gemacht, wollten aber unter sich bleiben. Über die Zeit haben wir es geschafft, dass sich das gemischt hat. Einige der Männer spielen jetzt in anderen Mannschaften, und in der alten Gruppe sind auch Deutsche und Türkischstämmige.

Gibt es auch Angebote für Frauen?

Ja, im Mai hat sich eine neue Gruppe gefunden von überwiegend türkischstämmigen Frauen, die einen Zugang zum Sport gesucht haben und einfach mal alles kennen lernen wollten. Die sind sehr neugierig. Aber es ist ihnen wichtig, unter Frauen zu bleiben. Das können wir seit letztem Jahr garantieren, weil wir jetzt eine eigene Halle haben.

Und Sie machen heute anlässlich der Integrationswoche einen ganzen Tag nur für Frauen.

Ja. Bei Integration geht es nicht nur um Menschen mit Migrationshintergrund. Wir haben in Marßel auch 46 Prozent Alleinerziehende – die gehören auch dazu. Es geht um alle Menschen im Stadtteil.  INTERVIEW: EIB