Nicht mit Jungs

SCHULSPORT Eine muslimische Schülerin hat ein Gymnasium in Niedersachen verlassen. Sie will aus religiösen Gründen nicht zum Schwimmunterricht

Verwaltungsgerichte lehnten eine Befreiung vom Schwimmunterricht ab

Erstmals hat in Niedersachsen eine muslimische Schülerin ein Gymnasium verlassen, weil sie nicht am gemischten Schwimmunterricht teilnehmen will. „Das Kind sollte Jungen nicht in Badehosen sehen“, sagte der Schulleiter, Reinhard Weddig. Die Zehnjährige war erst im Sommer am Hildesheimer Goethegymnasium eingeschult worden und bei der Einschulung hätten die Eltern keine Bedenken geäußert, dass in der fünften und neunten Klasse jeweils ein halbes Jahr Schwimmunterricht auf dem Stundenplan steht.

Das Kultusministerium erklärte, es bestehe Schulpflicht, und das gelte auch für den Schwimmunterricht. Man gehe aber davon aus, dass es zu einer einvernehmlichen Lösung kommen werde. Entweder könne das Mädchen einen Ganzkörper-Badeanzug – einen sogenannten Burkini – tragen oder der Unterricht nach Geschlechtern getrennt organisiert werden. Beim Streit in Hildesheim handele es sich um einen Einzelfall, sagte eine Ministeriumssprecherin.

Neu ist dieser Konflikt allerdings nicht. Mehrere Verwaltungsgerichte hatten in den vergangenen Monaten eine Befreiung vom Schwimm- und Sportunterricht aus religiösen Gründen abgelehnt. Zuletzt wies der Hessische Verwaltungsgerichtshof (VGH) in Kassel im September die Klage eines muslimischen Mädchens und seiner Eltern zurück, die versuchten, die Schülerin gerichtlich vom Schwimmunterricht befreien zu lassen. Die hessischen Verwaltungsrichter hatten entschieden, dass der staatliche Bildungsauftrag Vorrang vor der Religionsfreiheit hat.

Der Leiter des Hildesheimer Gymnasiums mit rund 1.250 Schülern bedauerte die Entscheidung der Eltern, das Mädchen auf eine andere Schule zu schicken. Auch dort dürfte das Problem für die Muslimin nicht einfach gelöst sein – denn spätestens im Sommer stehe auch dort Schwimmunterricht im Freibad auf dem Plan, sagte Weddig. Vertreter der neuen Schule des Mädchens und der Landesschulbehörde würden laut Kultusministerium nun mit den Eltern Gespräche führen.  (epd/dpa/taz)