Teure Beratung

MIGRANTEN Der Flüchtlingsrat Niedersachsen warnt vor einer Agentur, die teure Dienstleistung anbietet

„Es ist nichts rechtswidrig, verstößt aber gegen gute Sitten“

KAI WEBER, FLÜCHTLINGSRAT

Der Flüchtlingsrat Niedersachsen warnt vor dem „Migranten Center International“ (MCI), einer Agentur, die Flüchtlingen in Hannover teure Dienstleistungen anbietet. „Angeboten wird alles von Schuldnerberatung über Drogenprävention und Versicherungen aller Art bis zu Beratungen in Sorgerechtsfragen“, sagt Kai Weber vom Flüchtlingsrat Niedersachsen. Eine Preisliste fehle und auch der Hinweis darauf, wer die Leistung erbringe.

Ein Flüchtling aus dem Iran hatte sich mit einer Rechnung an den Flüchtlingsrat gewandt – 809 Euro soll er an das MCI bezahlen. Auf seiner Rechnung, die der taz vorliegt, wird beispielsweise der Posten „Verfahrensgebühr & Fahrtkosten für verschiedene Aktivitäten“ mit 320 Euro und „Beratung sowie Übersetzung und Behörden-Begleitung“ mit 330 Euro aufgeführt. „Es ist nichts rechtswidrig, überteuerte Leistungen anzubieten, aber es verstößt eindeutig gegen die guten Sitten“, sagt Weber. Außerdem gäbe es in Hannover eine Beratungsstruktur für Migranten mit qualifizierten Mitarbeitern. Auf Anfragen des Flüchtlingsrat habe der Inhaber vom MCI, Peyman Tabibzadeh, bis heute nicht reagiert.

Tabibzadeh bestreitet, dass der Flüchtlingsrat ihn angesprochen habe. Der 42-Jährige kam vor rund 25 Jahren nach Deutschland, lebt heute in Hannover und sagt, seine Ein-Mann-Agentur gäbe es seit 2007. Er arbeitet beispielsweise mit der Anwaltskanzlei Willig, Koch & Kollegen zusammen. „Er vermittelt uns meist iranische Staatsangehörige, die wir dann in Asylverfahren vertreten und ist als Dolmetscher dabei“, sagt Rechtsanwalt Klaus Rudolph.

„Ich weiß, wie schwer es ist, hier anzukommen und Arbeit zu finden“, sagt Tabibzadeh und er wolle helfen und seine Erfahrung weitergeben. Zu teuer findet er seine Dienstleistung nicht. Und wieso er beim Asylbewerberheim an der Hildesheimer Straße in Hannover Hausverbot bekam, wisse er auch nicht.

„Es ist einfach unseriös und intransparent“, sagt Weber. Und die Missbrauchsgefahr sei sehr hoch, wenn von einem Landsmann Unterstützung angeboten wird.  ILK