„Veränderung durchs Wort“

Muslimische Poetry-Slammer wollen Dialog

■ 26, studiert Islamwissenschaft, Politikwissenschaft und Öffentliches Recht in Kiel und hat 2011 den „i,Slam“ mitgegründet.

taz: Herr Al-Amayra, was zeichnet Ihren muslimischen Poetry-Slam „i,Slam“ aus?

Younes Al-Amayra: Eine Zusatz-Regel, die andere Slams nicht haben. Sie verbietet den Gebrauch von Fäkalsprache und Diffamierungen. Denn wir wollen in Sprache und Grundhaltung ein gewisses Niveau bewahren.

Kommen ausschließlich Muslime zu Ihren Veranstaltungen?

In der Tat sind oft bis zu 90 Prozent der Slammer und Besucher Muslime. Sie sind im Durchschnitt 15 bis 30 Jahre alt und überwiegend weiblich.

Ist Ihnen das recht? Sie wollen doch den Dialog der Muslime mit der Mehrheitsgesellschaft fördern.

Es ist schon in Ordnung, dass viele Muslime kommen, aber uns wäre ein Verhältnis von 60:40 oder 50:50 lieber.

Worüber schreiben die Slammer?

Die Männer verfassen gern Loblieder auf den Propheten – oder auch Humorvolles. Die Frauen beschreiben oft Diskriminierungserfahrungen.

Verharren sie damit nicht in der Opferhaltung?

Nein. Es geht vielmehr darum, sich zu artikulieren und etwas zu ändern, indem man aktiv wird. Und das fängt ja mit dem Wort an. Genau deshalb haben wir diese Plattform im Zuge der Sarrazin-Debatte von 2011 gegründet. Abgesehen davon üben die Slammer auch Kritik am innermuslimischen Dialog.

Haben sich die Slam-Themen des „i,Slam“ seit 2011 verändert?

Ich bemerke einen leichten Trend von politischen zu allgemeinen Themen, wie es ihn bei anderen Slams auch gibt. Da gibt es kleine Beobachtungen über die Gleichgültigkeit der Leute in der U-Bahn oder – zweckfrei und lustig – über ein banales Baguette.  INTERVIEW: PS

„i,Slam“: Sonntag, 20.30 Uhr, Thalia-Nachtasyl, Alstertor 1