Von Missgeschick bis Glücksfall

REAKTIONEN CDU und Kirchenvertreter kritisieren den Plan der Gemeinde al-Nour, in eine ehemalige Kirche in Horn zu ziehen. Der SPD-Senat hält sich raus

„Die Beteiligten sollten über ein anderes Gebäude nachdenken“

FRANK SCHIRA, CDU-FRAKTION

Nachdem bekannt wurde, dass Muslime künftig eine ehemalige Kirche in Horn als Moschee nutzen wollen, haben sich Hamburger Politiker zu Wort gemeldet. Der kirchenpolitische Sprecher der CDU-Fraktion, Frank Schira, fordert das islamische Zentrum al-Nour auf, vom Kauf zurückzutreten. „Es wäre zu begrüßen, wenn die Beteiligten über die Nutzung eines anderen Gebäudes nachdenken würden“, sagt er. Eine ehemalige Kirche sei kein geeigneter Ort für eine Moschee, auch wenn der Plan der sunnitischen Gemeinde al-Nour „rechtlich nicht zu beanstanden ist“.

Christiane Schneider von der Fraktion Die Linke hält den Kauf des ehemaligen Gotteshauses dagegen für einen „Glücksfall“. So bleibe es ein Haus des Gebets und könne „zum Symbol des interreligiösen und interkulturellen Zusammenlebens in der Großstadt werden“. Die Gemeinde habe bereits in der Vergangenheit zur Kooperation zwischen den Religionen in Hamburg beigetragen.

Das islamischen Zentrum al-Nour hatte den Sechzigerjahre-Bau in Horn bereits im vergangenen November erworben. Die evangelische Kirche hatte die Kirche 2002 entwidmet und 2005 an einen privaten Investor verkauft. Doch der ließ es leer stehen. Die Al-Nour-Gemeinde nutzt seit rund 20 Jahren eine Tiefgarage in St. Georg als Gebetsraum. Ihr Vorsitzender, Daniel Abdin, ist zugleich im Vorstand der Schura, dem Rat der islamischen Gemeinschaften in Hamburg und hat im vergangenen Jahr den Staatsvertrag mit dem Hamburger Senat unterzeichnet. „Wir wollen für Toleranz werben“, sagt er. Das Prinzip „außen Kirche, innen Moschee“ könne zu interreligiöser Verständigung beitragen.

Kirchenvertreter kritisieren diesen Plan. Der katholische Weihbischof Hans-Jochen Jaschke nennt den Verkauf ein „Missgeschick“, der Vorsitzende der evangelischen Kirchlichen Sammlung um Bibel und Bekenntnis, Ulrich Rüß, sagt, die Muslime hätten „eine Grenze überschritten“. Die evangelische Nord-Bischöfin Kirsten Fehrs spricht sich allerdings für einen „vorurteilsfreien Dialog“ aus. Zuvor hatte der Kirchenamtspräsident der Evangelischen Kirche in Deutschland, Hans Ulrich Anke, geklagt, man könne den Raum nicht einfach für das „Predigen anderer Gottesbilder“ nutzen.

Der SPD-Senat möchte sich aus der Debatte heraushalten. Man habe keinerlei Bedenken, dass dieses Thema das Verhältnis zwischen Vertretern der Muslime und Rathaus beeinflussen könnte. Bei der Auseinandersetzung zwischen Kirche und Muslimen spiele die Politik gar keine Rolle, sagt Senatssprecher Jörg Schmoll: „Deshalb bewerten wir diesen Vorgang nicht.“  KLU