Kreuzritter im Büro

GEHEIMDIENST Verfassungsschützer soll Kollegen islamfeindlich beleidigt haben

BERLIN taz | Ein bisher unbekannter Vorfall im Bundesamt für Verfassungsschutz sorgt für Wirbel. Mitarbeiter des Geheimdienstes in der Islamismus-Abteilung sollen sich übelst in die Haare bekommen haben. Dabei soll ein Verfassungsschützer einen Kollegen als „Muselmann“ und „Ölauge“ beleidigt haben.

Die Süddeutsche Zeitung hatte am Freitag zuerst über den Vorfall berichtet. Mitarbeiter mit Migrationshintergrund hätten sich schon vor Jahren amtsintern über diese und angebliche weitere islamfeindliche Vorkommnisse beschwert. Der Verfassungsschutz sprach dagegen von einem „Einzelfall“, der nach interner Aufklärung auch disziplinarrechtliche Konsequenzen gehabt habe. „Für Rassismus und Islamfeindlichkeit gibt es keinen Platz im Bundesamt für Verfassungsschutz“, teilte Behördensprecher Bodo Becker mit.

In Sicherheitskreisen wird der Vorfall im Kern bestätigt und auf das Jahr 2010 datiert. Ein Streit zwischen zwei Mitarbeitern sei eskaliert, bis schließlich die Wörter „Ölauge“ und „Muselmann“ gefallen seien. Bestätigt wurde inoffiziell auch, dass einer der beteiligten Mitarbeiter in seinem Büro eine Kreuzritterspielfigur aufgestellt habe. Der andere soll die Provokation bei anderer Gelegenheit mit einem Papstwitz gekontert haben. Beide Mitarbeiter seien inzwischen versetzt worden, hieß es.

Das für den Verfassungsschutz zuständige Bundesinnenministerium äußerte sich auf Anfrage am Freitag zunächst nicht zu der Affäre. WOS