Rohrbombe in Plastiktüte

BRANDANSCHLAG Unbekannte wollten ein Mehrfamilienhaus mit einem kurdischen Verein in Bremen-Walle per Bombe anzünden. Polizei verhängt aus ermittlungstaktischen Gründen eine Nachrichtensperre

Sprengstoffexperten der Polizei untersuchen die Bombe aus der Plastiktüte

In Bremen-Walle ist offenbar ein Brandanschlag auf ein Mehrfamilienhaus fehlgeschlagen und zu guter Letzt verhindert worden. Ein aufmerksamer Nachbar hatte in der Nacht zum Samstag vor dem Hauseingang eine verdächtige Plastiktüte entdeckt.

In der Tüte befanden sich mit Flüssigkeit gefüllte Plastikflaschen sowie ein Metallrohr mit einer Lunte. „Nach erster Untersuchung handelt es sich um eine einsatzfähige, mit Brandbeschleuniger kombinierte Rohrbombe“, sagt Bremens Polizeisprecher Dirk Siemering. Sie wäre wohl für einen blitzartigen und großflächigen Brand im Erdgeschoss geeignet gewesen, so Siemering.

Nach den ersten Ermittlungen geht die Polizei von einem geplanten Brandanschlag aus. Kriminaltechnische Untersuchungen von Sprengstoffexperten der Polizei hätten ergeben, dass der oder die Täter mit dem sichergestellten Brandsatz einen Zündversuch unternommen hätten, der offenkundig missglückt sei. Der Staatsschutz hat die Ermittlungen aufgenommen.

Inzwischen ist aus ermittlungstaktischen Gründen eine Nachrichtensperre verhängt worden. „Wir können und wollen im Moment überhaupt nichts sagen“, sagt der Sprecher der Bremer Staatsanwaltschaft Frank Passade. „Vielleicht sagen wir morgen schon mehr.“ Experten gehen aber davon aus, dass es sich nicht um einen klassischen rassistischen Anschlag von Rechtsradikalen oder Neonazis handelt. „Das trägt nicht ihre Handschrift“, sagt ein Experte. Bei rechtsradikalen Brandanschlägen seien in der Vergangenheit stets klassische Brandsätze oder Molotowcocktails benutzt worden.

Als unwahrscheinlich gilt auch, dass es ein Anschlag der rechten Grauen Wölfe gewesen sein könnte, um den laufenden Friedensprozess zwischen der Türkei und der Kurdischen Arbeiterpartei PKK zu stören. Denn der kurdische Verein gilt als nicht PKK-nah und wird vorrangig von syrischen Kurden frequentiert.  PEMÜ/KIS