Unbeugsamer Satiriker

Über 30 Millionen Menschen im Nahen Osten sehen seine Fernsehshow, doch jetzt hat der ägyptische Satiriker Bassem Jussef ein Problem mit der Justiz. Genauer gesagt, die Justiz ein Problem mit ihm. Dem 39-Jährigen wird vorgeworfen, den islamistischen Präsidenten Mohammed Mursi beleidigt zu haben, den Islam zu verachten und Falschmeldungen veröffentlicht zu haben. Ein weiterer vierter Anklagepunkt wurde noch nicht bekannt gegeben. Am Sonntag wurde Jussef gegen eine Kaution von umgerechnet etwa 1.700 Euro freigelassen, nachdem er zuvor fast fünf Stunden verhört worden war.

Am Samstag hatte die Staatsanwaltschaft gegen den Entertainer Haftbefehl erlassen, nachdem zuvor mehrere Klagen gegen ihn eingereicht worden waren. Als Jussef sich am Sonntag umgeben von Unterstützern den Behörden stellte, erschien er mit einem riesigen schwarzen Hut. Einen ähnlichen hatte Mursi kürzlich getragen, als ihm in Pakistan eine Ehrendoktorwürde verliehen worden war. Auf Twitter schrieb der Satiriker, Richter und Polizisten wollten sich mit ihm zusammen fotografieren lassen. Vielleicht sei das der wirkliche Grund für die Vorladung, fügte er hinzu.

Jussef wurde 1974 in Kairo geboren. Er studierte Medizin und spezialisierte sich auf Herzchirurgie. Bekannt wurde er während der Revolution. Er versorgte auf dem Tahrirplatz Verletzte und drehte Videos. Im März 2011, nach dem Sturz von Präsident Husni Mubarak, veröffentlichte er auf YouTube satirische Beiträge, die sich unter anderem über die Berichterstattung staatlicher Medien über die Revolution lustig machten. Inzwischen hat er eine wöchentliche Fernsehsendung, „Al-Barnameg“ (Das Programm). Jussef, der verheiratet ist und eine Tochter hat, arbeitet weiterhin als Chirurg, wenn das Fernsehen ihm die Zeit dafür lässt. Nebenbei ist er auch als Autor tätig.

Am Sonntagabend kommentierte Bassem Jussef das Engagement seiner Unterstützer auf Twitter wie folgt: „Die Unterstützung der Leute und die Aufmerksamkeit der Medien berührt mich. Aber es gibt viel mehr Aktivisten, die juristisch verfolgt werden und die es verdienen, eine solche Unterstützung zu bekommen.“ BEATE SEEL