Nach weiterem Hausbrand: Türkei kritisiert Behörden

FEUER Ermittler schließen Brandanschläge oft vorschnell aus, sagt der türkische Vizepremier

ISTANBUL afp/dpa | Nach dem Tod von zwei Menschen bei dem Brand eines von Türken bewohnten Hauses in Köln hat die türkische Regierung den Umgang der deutschen Behörden mit mutmaßlichen Brandstiftungen kritisiert. In Fällen wie diesen seien die deutschen Behörden stets schnell mit der Beschwichtigung zur Hand, dass es sich nicht um einen rechtsextremistischen Anschlag gehandelt habe, sagte Vize-Ministerpräsident Bekir Bozdag nach türkischen Medienberichten vom Montag. Er frage sich aber, warum immer nur in Wohnhäusern von Türken Brände ausbrächen.

Bei dem Brand erstickten am Samstagabend ein 30-jähriger Mann und eine 19-jährige Frau im dichten Rauch, 13 Menschen wurden verletzt, darunter viele mit türkischen Wurzeln. Das Feuer könnte im Hausflur ausgebrochen sein. Es wurde zunächst kein Brandbeschleuniger gefunden, hieß es aus Ermittlerkreisen. Sachverständige sollten das Haus untersuchen. Die Polizei ermittelt nach eigenen Angaben „in alle Richtungen“.

Bereits nach dem Hausbrand im baden-württembergischen Backnang, bei dem im März eine türkischstämmige Frau und ihre sieben Kinder starben, war in der Türkei der Verdacht eines Anschlags aufgekommen. Dabei wurden Vergleiche mit den rechtsextremen Brandanschlägen von Solingen und Mölln angestellt, bei denen in den 1990er Jahren mehrere Türken getötet worden waren. Mit Blick auf Hinweise auf technische Gründe für die jüngsten Hausbrände sagte Bozdag, es stelle sich die Frage, warum es nur in von Türken bewohnten Häusern defekte Stecker gebe.

Die deutschen Behörden machten sich lächerlich, wenn sie „fünf Minuten nach einem Feuer“ die Erklärung verbreiteten, der betreffende Brand habe nichts mit Neonazis zu tun, sagte Bozdag, der in der türkischen Regierung für die Belange der rund vier Millionen Auslandstürken zuständig ist.

Der Vizepremier betonte, auch bei der Mordserie der rechtsextremen NSU hätten die deutschen Behörden die Täter jahrelang nur in den Familien der Opfer gesucht, um später festzustellen, dass die Morde das Werk von Neonazis waren. Deshalb sollten man bei Hausbränden stets auch die Möglichkeit eines rechtsradikalen Hintergrunds im Auge behalten.