Finnland: Charismatiker mit Einfluss

STOCKHOLM taz | Rechtspopulistische Parteien sind in Finnland nichts Neues. Sie waren mit kurzen Unterbrechungen seit den 1930er Jahren im finnischen Parlament vertreten. Die „Wahren Finnen“ aber konnten bei der Wahl 2011 mit 19 Prozent ihre Stimmen verfünffachen und drittstärkste Partei werden.

Dafür gab es drei Gründe: Zum einen boten sie in der von weitgehendem Konsens und breiten Koalitionen geprägten politischen Kultur eine Alternative zu den etablierten Parteien. Zum anderen fingen sie die Unsicherheit in weiten Teilen der Bevölkerung, die gleichermaßen auf der Krise des Euro wie der der nationalen Ökonomie und der Erfahrung tiefer werdender sozialer Gräben beruhte, mit einer fremdenfeindlichen, Globalisierungs- und EU-skeptischen Rhetorik erfolgreich auf. Nicht zuletzt verfügt die Partei mit Timo Soini über einen charismatischen Vorsitzenden.

Der Erfolg der „Wahren Finnen“ hatte gleich Auswirkungen. Unter Hinweis auf die starke Euro-Opposition handelte sich die finnische Regierung in Brüssel Sonderregelungen bei Hilfspaketen aus.

Nimmt man Meinungsumfragen als Maßstab, scheinen die „Wahren Finnen“ ihre Oppositionsrolle erfolgreich gespielt zu haben: Nach der halben Legislaturperiode liegen sie nach wie vor bei 20 Prozent. Skandale um rassistische Äußerungen führender Vertreter haben ihr offenbar nicht geschadet. Eher scheint in anderen Parteien die Toleranz gegen fremdenfeindliche Äußerungen gewachsen zu sein.

Weil aber eine klare Mehrheit der FinnInnen am Euro festhalten will, halten nun auch die „Wahren Finnen“ ein Zurück zur alten Finnmark für unrealistisch. Selbst wenn das laut Soini „eigentlich“ das Beste für Finnland wäre. REINHARD WOLFF