Allah ist mit den Geduldigen

RELIGION Erstmals wird ein muslimischer Verband in Deutschland als Körperschaft des öffentlichen Rechts anerkannt. Der Koordinierungsrat der Muslime reagiert verhalten

Die Ahmadiyya- Gemeinde ist schon seit den 1920ern in Deutschland zu Hause

VON DANIEL BAX

BERLIN taz | In Hessen ist die Ahmadiyya-Gemeinschaft jetzt als Körperschaft des öffentlichen Rechts anerkannt worden. Sie sei damit „die erste islamische Religionsgemeinschaft in Deutschland“, die diesen Status erhält, jubelt deren Pressestelle. Das sehen aber nicht alle so: denn ob die Ahmadiyya zu ihnen zählen oder nicht, das ist unter Muslimen umstritten.

Gegründet wurde die Ahmadiyya-Muslim-Jamaat von Hadhrat Mirza Ghulam Ahmad, der sich im 19. Jahrhundert zum Mahdi erklärte, also zum letztgültigen Propheten nach Jesus und Mohammed. Für viele Muslime ist das ein Frevel, und in ihrem Herkunftsland Pakistan werden die Ahmadiyya deshalb verfolgt, bis heute. Viele von ihnen wanderten deshalb aus und bildeten Exilgemeinden in aller Welt. Die älteste Moschee Deutschlands, 1924 nicht weit vom Kurfürstendamm in Berlin entstanden, geht auf sie zurück. Heute zählt die Ahmadiyya-Gemeinde in Deutschland mehr als 35.000 Mitglieder, davon leben 15.000 im Rhein-Main-Gebiet.

Religionsgemeinschaften kann auf Antrag der Status einer Körperschaft verliehen werden, „wenn sie durch ihre Verfassung und die Zahl ihrer Mitglieder die Gewähr der Dauer bieten“, wie es in dem Gesetz heißt. Sie werden damit mit den großen christlichen Kirchen und der Jüdischen Gemeinde gleichgestellt.

Seine Gemeinde könne nun eigene Friedhöfe betreiben, sagte ihr Pressesprecher, Mohammad Dawood Majoka, am Donnerstag zur taz. Auch werde es „einfacher, eine Moschee zu bauen“, hofft Majoka. Die Anerkennung ist bisher jedoch auf Hessen beschränkt.

„Das ist ein positives Signal, das zeigt: Wenn Organisationen die Voraussetzungen erfüllen, dann werden sie wie alle anderen behandelt“, sagt der Düsseldorfer Islamwissenschaftler Michael Kiefer. Eine der Voraussetzungen sei die Dauer: Andere muslimische Verbände seien einfach noch nicht so lange in Deutschland zu Hause.

Beim Koordinierungsrat der Muslime, der die vier größten deutschen Islamverbände vertritt, reagierte man hingegen verhalten. Bei der Ahmadiyya-Gemeinde handele es sich „um eine eigenständige Religionsgemeinschaft mit muslimischen Elementen“, heißt es in einer Erklärung. Zwei der Verbände, die dem Koordinierungsrat angehören, hätten auch schon lange Anträge auf Anerkennung als Körperschaft gestellt – „ohne dass diese bis zum heutigen Zeitpunkt beschieden wurden“.