Rechte wollen in Bad Nenndorf aufmarschieren

DEMOS Tausende Gegendemonstranten werden am Samstag in der Stadt in Niedersachsen erwartet

GÖTTINGEN taz | Für die Polizei in Niedersachsen wird es, da auch 2013 kein Castor-Transport rollt, wohl wie im Vorjahr der größte Einsatz des Jahres: Hunderte Rechtsextremisten werden am Samstag in Bad Nenndorf aufmarschieren. Tausende Nazi-Gegner wollen dagegen demonstrieren. Bereits für Freitagabend sind in der Kurstadt die ersten Protestveranstaltungen angekündigt.

Seit 2006 versammeln sich jeden Sommer Rechtsradikale aus dem In- und Ausland in Bad Nenndorf. Ziel der Aufzüge ist das städtische Wincklerbad. Dort war von 1945 bis 1947 ein Verhörzentrum des britischen Militärgeheimdienstes untergebracht, in dem Nationalsozialisten inhaftiert waren, aber auch vermeintliche sowjetische Spione. Es kam zu Misshandlungen von Häftlingen. Der Missbrauch wurde von den Briten selbst aufgedeckt, das Lager daraufhin geschlossen.

Mit ihren sogenannten „Trauermärschen“ wollen die Neonazis angeblich der Opfer gedenken. Ein juristisches Gutachten im Auftrag des Landesamtes für Verfassungsschutz kommt indes zum Ergebnis, „dass durch die Versammlung die nationalsozialistische Gewalt- und Willkürherrschaft gebilligt und verharmlost wird“. Die Zahl der Teilnehmer an diesen Veranstaltungen stieg zunächst ständig an. 2010 hingegen zogen noch rund 900 Neonazis durch die Stadt, 2012 waren es 500.

Auch der Widerstand wuchs. Waren es zunächst einige hundert Bürger, die sich den Neonazis entgegenstellten, demonstrierten in den vergangenen Jahren mehrere tausend Menschen gegen die Rechtextremisten. Hunderte beteiligten sich im vergangenen Jahr an Sitzblockaden, viele Neonazis konnten ihren Versammlungsort erst nach stundenlangen Fußmärschen erreichen. Eine bunt geschmückte Innenstadt, laute Partymusik und laut lachende Bad Nenndorfer an der Demonstrationsroute sorgten dafür, dass der Marsch für die Rechten zum Spießroutenlauf wurde.

In diesem Jahr haben neben antifaschistischen Gruppen auch Grüne, Jusos und Linkspartei zu Blockaden des „Trauermarsches“ aufgerufen.

Am Montag entschied das Verwaltungsgericht Hannover, dass die Rechtsextremen auch in diesem Jahr zum Wincklerbad ziehen dürfen – allerdings nicht auf der zentralen Bahnhofsstraße und erst ab 16 Uhr. Das Bündnis „Bad Nenndorf ist bunt“ kann dagegen diese Straße für seine Demo nutzen, die Kundgebung am Wincklerbad muss allerdings bis 14 Uhr beendet sein.

REIMAR PAUL