NSU plante weitere Anschläge

MÜNCHEN | 267 Adressen und 14 Städtekarten. Das NSU-Trio Uwe Mundlos, Uwe Böhnhardt und Beate Zschäpe führte nicht nur die in der Anklage benannten Morde, Bombenanschläge und Banküberfälle durch. Die Funde der Polizei in der Wohnung der drei in der Frühlingsstraße in Zwickau legen nahe: Das Trio plante weitere Anschläge und bereitete diese genau vor.

Am 46. Verhandlungstag im NSU-Verfahren stellte der BKA-Beamte Roman G. vor dem Oberlandesgericht München die Auswertung verschiedener im Brandschutt der Wohnung gefundener Computerdateien und Kartenmaterials vor. Adressen von allen Parteien, Asylbewerberheimen und Beratungsstellen für Flüchtlinge fanden die Ermittler. Das Gros der Adressen, so G., waren islamische Einrichtungen und Büros der Partei Die Linke, ehemals PDS.

„Eine Überprüfung der Adressen mit den Kartenresten ergab eine hohe Übereinstimmung mit Markierungen und Eintragungen zu den Morden“, sagte G. Ein Handschriftenvergleich hätte ergeben, dass Mundlos die meisten der Notizen auf den Papierausdrucken vorgenommen hätte. Ein Kriterium für die Auswahl der Opfer scheint auch das Alter gewesen zu sein. So hatte Mundlos notiert: „Türkischer Imbiss sehr gutes Objekt, Personal gut, aber alt – über 60 Jahre.“

ANDREAS SPEIT