Kommentar Kirchenreichtum: Nicht mit meinen Steuern

Die Bistümer scheffeln auch jenseits von Limburg Millionen – dabei rührt das Geld nicht von den Gläubigen allein. Für den Kirchenprunk zahlen: alle.

Dafür haben nicht nur Katholiken gelöhnt: der umstrittene Bischofsitz in Limburg. Bild: ap

475 Millionen Euro. Die flossen allein im vergangenen Jahr aus dem Staatshaushalt an die beiden christlichen Kirchen in Deutschland. Seit 1949 waren es insgesamt rund 15 Milliarden Euro. Bezahlt wurden davon unter anderem Bischöfe, Priester und Kirchenleitungen. Hinzu kommen jedes Jahr etwa 50 Millionen Euro für kirchliche Bauten.

Finanziert wird das aber nicht etwa nur von denen, die jeden Sonntag zum Gottesdienst gehen. Nein, diese Summe begleichen alle SteuerzahlerInnen. Auch jene, die keiner Religion angehören oder jüdischen oder muslimischen Glaubens sind. Atheisten und Andersgläubige kommen mit auf für die Reichtümer zweier Amtskirchen, von denen die katholische nicht einmal weiß, wie viel sie da schon angehäuft hat. Sie zahlen mit für goldene Kirchtürme und Kruzifixe, für 7er BMWs und Chauffeure, für 200 Quadratmeter große Wohnungen, in denen sich der Bischof schon mal verlaufen kann.

Manche Kirchenmitglieder finden, dass sei richtig so. Schließlich wurden mit der Aufhebung der Staatskirche Ausgleichszahlungen vereinbart – aus dem Staatssäckel, an die Kirchen. Aber mal davon abgesehen, dass diese Schulden abgegolten sind: Es ist unerklärlich, dass jemand den Reichtum einer Organisation nähren muss, der er nicht nur nicht angehört, sondern die er möglicherweise ablehnt. Seit Jahren gibt es mehr Kirchenaustritte als Taufen. Die Konfessionslosen sind im Ranking der Religionszugehörigkeit längst die größte Gruppe.

Kirche und Staat müssen endgültig voneinander getrennt werden. Dann darf die katholische Kirche mit den Kirchensteuern machen, was sie will: Prunksitze bauen, erster Klasse fliegen, dicke Autos kaufen. Und Regierungssprecher sind nicht mehr genötigt, dafür eine Erklärung abzugeben.

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Ressortleiterin taz.de / Regie. Zuvor Gender-Redakteurin der taz und stellvertretende Ressortleiterin taz-Inland. Dazwischen Chefredakteurin der Wochenzeitung "Der Freitag". Amtierende Vize-DDR-Meisterin im Rennrodeln der Sportjournalist:innen. Autorin zahlreicher Bücher, zuletzt: "Und er wird es immer wieder tun" über Partnerschaftsgewalt.

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