Ein sehr bedenklicher Kulturbegriff

Die neue Ministerin Monika Grütters

VON ROLF LAUTENSCHLÄGER

Fachlich kompetent, weltoffen und profiliert – so klingt es von allen Seiten. Die Heldin der Stunde ist Monika Grütters. Die neue Staatsministerin für Kultur hat auf dem Weg ins Amt mehr Vorschusslorbeeren ernten können als Gerd Müller, Hermann Gröhe und Barbara Hendricks zusammen. Und in Berlin freut man sich doppelt: Die Frau kommt aus dem eigenen Stall und hat nie einen Hehl daraus gemacht, dass sie für die Kultur in der Hauptstadt ein großes Herz besitzt. Aber reicht das aus für einen guten Job als Kulturstaatsministerin? Wohl kaum.

Ziehkind Landowskys

Einmal davon abgesehen, dass sich Grütters als kulturpolitische Sachwalterin auch jenseits der Berliner Begehrlichkeiten zu bewähren hat, bedarf es einer Revision ihres konservativen Kulturbegriffs. Dass die neue Staatsministerin gern mit Angela Merkel in die Oper geht, ist okay. Dass Grütters unbedingt das Stadtschloss und andere milliardenschwere museale Triumphbögen haben möchte, schon weniger. Und dass sie sich gern in elitären Salons wie dem in der Stiftung Brandenburger Tor – deren Vorstandssprecherin sie war – über Kunst austauscht, besagt über das politische Ziehkind von Klaus Landowsky nur bedingt Erfreuliches.

Berlin braucht eine Kulturstaatsministerin, die neue Themen angeht: die Freie Szene braucht eine Stimme, die Digitalisierung, die Buch- und Verlagsszene, die kulturelle Bildung, die migrantische Kultur müssen auf ihre Agenda. Sonst herrscht Stillstand in der Kultur, auch mit Grütters. So viel zu den Lorbeeren, die erst noch erarbeitet werden müssen.