Der Anti-Brandstifter

Und, wird er jetzt berühmt? Mustafa Akdag alias „Mustique“ lächelt bescheiden. „Nee“, sagt er, „das Echo hat mich eher überrascht.“ Gemeint ist: die Riesenresonanz auf seinen Rap über Hannover-Garbsen, das in den letzten Monaten oft Schlagzeilen machte. Dort wurden nämlich immer wieder Müllcontainer und anderes angezündet, und meist fand man die Täter nicht.

Im vorigen Juli dann brannte die evangelische Willehadi-Kirche fast komplett nieder, und seither gibt es Menschen, die behaupten, das seien Muslime gewesen. Dabei ist denen Gewalt verboten, die Community sammelt Spenden und – schreibt Raps. „Meine City brennt“ heißt der Song Mustafa Akdags, eines 30-jährigen Deutschen mit türkischen Wurzeln, der seit seiner Kindheit singt und komponiert. Der Verfall des Stadtteils stört ihn schon lange, und irgendwann im Herbst vorigen Jahres kam der Text dann wie von selbst. „Ihr fackelt alles ab, ihr Asis, hab ihr nix Besseres zu tun?“ singt er in dem Clip, den er gemeinsam mit einem Jugendzentrum drehte.

8.000 Mal wurde das Video, auf dem er vor Bauzäunen und brennenden Gebäuden herumläuft, schon angeklickt, und das aus gutem Grund: „Ich verurteile niemanden direkt, denn ich weiß ja nicht, wer da gezündelt hat“, sagt Akdag, im Hauptberuf Essenslieferant. Er hält sich raus – und auch wieder nicht, denn er zeichnet ein schonungsloses Bild des Stadtteils, wenn er singt „Die Wut ist groß bei manchen hier, und deshalb verbrennen sie ihr Revier.“ Er wolle die heutige Zeit nicht verteufeln, aber so sei die Realität.

Akdag, der inzwischen selbst zwei Kinder hat, trauert schon lange um den Stadtteil, in dem er aufwuchs. „Früher kannte man sich hier, und jetzt zerfällt alles in Gruppen“, sagt er. „Es herrscht eine ganz komische Stimmung“, sagt er. Das Einkaufszentrum, einst sozialer Treffpunkt, sei zur Geisterstadt geworden, und er stehe machtlos daneben. „Diese Mucke“, sagt und singt er, „ist das Einzige, was mich davon abhält durchzudrehen.“  PS