Al-Qaida-Chef spricht ein Machtwort

TERRORISMUS Aiman al-Sawahiri distanziert sich von den internen Kämpfen in Syrien. Gleichzeitig verneint er Verbindungen zu den Extremisten von Isis und erklärt die Nusra-Front zu Verbündeten

KAIRO/BERLIN ap/taz | Das Terrornetzwerk al-Qaida hat sich von den Kämpfen unter Gruppen von Aufständischen in Syrien distanziert. Zudem kappe al-Qaida alle Beziehungen mit einem ihrer dortigen Ableger, der Gruppe „Islamischer Staat im Irak und Syrien“ (Isis), teilte die Führung von al-Qaida am Montag in einer im Internet veröffentlichten Erklärung mit.

„Wir distanzieren uns von der Aufwiegelung, die zwischen den verschiedenen Mudschaheddin-Gruppen in Syrien stattfindet, und von jeglichem Blutvergießen seitens einer Splittergruppe“, schreibt die Al-Qaida-Führung zu den seit geraumer Zeit anhaltenden Kämpfen unter verschiedenen Rebellengruppen. Diese haben dem seit knapp drei Jahren andauernden Bürgerkrieg in Syrien eine weitere Dimension gegeben. Die „heiligen Krieger“ sollten sich bewusst sein, welche Folgen dies auf den „heiligen Krieg“ in Syrien haben könne, hieß es weiter.

Die Echtheit des Dokuments konnte nicht von unabhängiger Seite bestätigt werden. Doch die Erklärung fand sich auf Webseiten, die gewöhnlich von al-Qaida benutzt werden.

Als Grund für den Bruch mit Isis hieß es ferner, deren Chef Abu Bakr al-Baghdadi habe sich einem Befehl der Al-Qaida-Spitze widersetzt. Danach sollte Isis unabhängig von der ebenfalls mit al-Qaida in Verbindung stehenden Nusra-Front in Syrien kämpfen. Stattdessen strebte al-Baghdadi im April 2013 eine Fusion an, die aber nicht zustande kam. Die Nusra-Front lehnte dies umgehend ab und leistete gleichzeitig al-Sawahiri Gefolgschaft.

Beobachter werteten den Schritt von Al-Qaida-Chef Aiman al-Sawahiri als Versuch, wieder ein gewisses Maß an Kontrolle über die rivalisierenden islamistischen Gruppen zu erlangen. In den vergangenen vier Wochen hatte es in Syrien heftige Kämpfe zwischen Isis und anderen bewaffneten Gruppen gegeben. Möglicherweise zielt die Erklärung al-Qaidas auch darauf, diese wieder im Kampf gegen das Regime Baschar al-Assads zu vereinen, in einer Zeit, in der die Regierungstruppen im Norden militärische Erfolge erzielt haben.