Sorge wegen Salafisten-Vereins

RELIGION In Hannover ist ein salafistisches Missionszentrum in Planung. Vor diesem Hintergrund fordert der Islam-Experte Rauf Ceylan bessere Präventionsarbeit und eine zentrale Beratungsstelle

Bessere Präventionsarbeit verlangt angesichts der Planungen für ein salafistisches Missionszentrum in Hannover der stellvertretender Direktor des Instituts für Islamische Theologie der Universität Osnabrück, Rauf Ceylan. Deutschland sei noch immer Entwicklungsland, was die Vorbeugung gegen salafistische Missionierung angehe, sagte der Islam-Experte. „Wir reagieren erst, wenn das Kind schon in den Brunnen gefallen ist.“

Es brauche in Niedersachsen nun dringend eine zentrale Beratungsstelle und den Aufbau eines Netzwerkes, damit Eltern, Schulen, Jugendhilfe und auch Moscheegemeinden professionelle Ansprechpartner hätten, betonte er. Darüber hinaus müsse auch die religiöse Erziehung in den Moscheegemeinden und Schulen verbessert werden: „Mit einer soliden religiösen Grundbildung geben wir den jungen Menschen die Möglichkeit, sich selbst einen religiösen Standpunkt zu erarbeiten, ohne dass sie in der Gefahr stehen, sich radikalisieren zu lassen.“

Ceylan begrüßte die Ankündigung des niedersächsischen Innenministers, Boris Pistorius (SPD), er wolle möglichst schnell eine solche Beratungsstelle einrichten. Eine Zusammenarbeit mit dem Islam-Institut in Osnabrück halte er für notwendig: „Wir dürfen die theologische Deutungshoheit nicht den Salafisten überlassen.“ Ein Verbot salafistischer Vereine sei dagegen nicht sinnvoll: Sie würden dann in den Untergrund abtauchen. Dort könne man ihre Aktivitäten viel schlechter beobachten.

Der Verein „Der Schlüssel zum Paradies“ kündigt auf seiner Internet-Seite an, in Hannover ein Missionszentrum eröffnen zu wollen, an dem unter anderem regelmäßige Seminare für Konvertiten, die zum Islam übertreten wollen, abgehalten werden sollten. Salafismus ist eine radikal-islamische Strömung, die eine ausschließliche Orientierung an den Prinzipien von Koran und Sunna verlangt. Einige Salafisten sind gewaltbereit und befürworten den „Heiligen Krieg“, um einen Gottesstaat zu errichten.

Ceylan sagte, ihn überraschten die Planungen der Salafisten in Niedersachsens Landeshauptstadt überhaupt nicht: „Das war nur eine Frage der Zeit.“  (epd)