Gedenken von Neonazis gestört

MAHNWACHE Im niedersächsischen Kirchweyhe gedachten Bürger des gewaltsamen Todes von Daniel S. vor einem Jahr. Erneut versuchten Neonazis die Tat propagandistisch auszunutzen

Mit einer Mahnwache haben rund 500 BürgerInnen am Freitag in Kirchweyhe bei Bremen an den Tod des 25-jährigen Daniel S. erinnert. Er war vor einem Jahr bei dem Versuch, einen Streit zu schlichten, angegriffen worden und an den Folgen gestorben. Die TeilnehmerInnen der Gedenkveranstaltung legten Blumen am Tatort nieder, entzündeten Kerzen und sangen Lieder.

Zugleich versuchten Neonazis, das Verbrechen des heute 21-jährigen Täters wegen dessen Migrationshintergrund für ihre Zwecke auszunutzen. Etwa 20 Rechte, darunter die polizeibekannten Bremer Andreas Hackmann, Markus Privenau sowie der ehemalige NPD-Kader Michael Kurzeja legten rund hundert Meter vom Tatort entfernt weiße Rosen nieder. Die Polizei schirmte sie ab, konnte aber nicht verhindern, dass sie mit Tomaten beworfen wurden.

Rund 150 AntifaschistInnen hatten zuvor versucht, eine Absperrung zu durchbrechen. Die Polizei setzte Pfefferspray ein. Eingenebelt wurde dabei auch Tobias S., der Zwillingsbruder des Verstorbenen. Er hatte sich zwischen Polizei und AntifaschistInnen gestellt und gefordert, „mit dem Stress“ aufzuhören. Ob Rechte oder Antifa, beide Seiten hätten in Kirchweyhe nichts zu suchen und hätten mit seinem Bruder nichts zu tun, so Tobias S.

Die Rechtsextremisten dürften den Tod von Daniel S. nicht für ihre Propagandazwecke missbrauchen, sagte Holger Tietz, evangelischer Pastor und Moderator des örtlichen Runden Tisches gegen Rechts und für Integration: „Weyhe ist bunt nicht braun. Weyhe ist mutig und setzt ein Beispiel.“ Wegen ihres Engagement gegen Neonazis erhalten der Pastor und vor allem Kirchweyhes Bürgermeister Frank Lemmermann (SPD) bis heute Morddrohungen.

Der Täter wurde kürzlich wegen Körperverletzung mit Todesfolge zu einer Jugendstrafe von fünf Jahren und neun Monaten verurteilt. Schon während der junge Mann in Untersuchungshaft saß, versuchten Neonazis die Tat politisch auszuschlachten und Hass gegen Ausländer zu schüren. Die Menschen in Kirchweyhe wehrten sich dagegen mit Demonstrationen.  (taz/epd)