Unheilbar Tanz

Premiere Nach zwei Spielzeiten harter Arbeit mit Chefchoreograf Samir Akika zeigen SchülerInnen des Huchtinger Humboldt-Gymnasiums heute erstmals ihr Stück „Symptom Tanz“ im Kleinen Haus des Theater Bremen

Höheres Lampenfieber als vor der Premiere des heutigen Abends dürfte im Theater am Goetheplatz selten messbar gewesen sein. In „Symptom Tanz“ stehen keine Profis auf der Bühne, sondern SchülerInnen der zehnten Klasse des Alexander-von-Humboldt-Gymnasiums.

Hinter den Kulissen sind die Jugendlichen schon seit zwei Spielzeiten am Theater unterwegs. Sie haben das Ensemble bei der Arbeit beobachtet und Workshops besucht. Nicht alle haben getanzt, sondern auch Bühnenbilder entworfen oder das Projekt schreibend und filmend dokumentiert.

Die DarstellerInnen haben neben regelmäßigem Tanztraining auch theoretisch an ihrem ästhetischen Ausdrucksvermögen gearbeitet. Dabei nicht überzudramatisieren sei für die SchülerInnen ein wichtiger Schritt gewesen, sagt ihre Lehrerin Katja Friedrich, und „auch im Kleinen Geschichten zu erzählen“.

Was für Geschichten sie als Höhepunkt des Projekts nun auf die Bühne bringen, mussten die Nachwuchskünstler selbst erst herausfinden. Choreograf Samir Akika hat sie angeleitet, ihre eigenen Lebenswelten zu erforschen und in Bewegung zu übersetzen. Einen Fokus oder einen starren Plot gebe es nicht, stattdessen ein Probieren und Erforschen der Jugendwelten zwischen Videogames, Sex and Future – „ohne Amateurbonus“, sagt Akika. Stattdessen intensive Arbeit am „authentischen Ausdruck“, der noch nicht durch die Spielregeln des Theaterbetriebs verfestigt sei.

„Wir suchen keinen Superstar“, sagt Akika. Es gehe darum, dass die Jugendlichen sich als Teil eines Ensembles begreifen. Das gelte ganz besonders für die TeilnehmerInnen des „Vorkurses“, in denen das Gymnasium Deutschkurse für ausländische SchülerInnen anbietet, um sie fit für die Oberstufe zu machen. Auch diese in das Projekt einzubeziehen, sei besonders wichtig und erfreulich gewesen, sagt Friedrich.

Theater für Schule zu öffnen, war für alle Beteiligten mehr, als Kunst mit Jugendlichen zu machen. Zumal die Jugendlichen zunächst nicht aus eigenem Antrieb, sondern als Schüler kamen. Und das heiße eben, „mitunter keinen Bock zu haben“ oder „morgen mal krank zu sein“, so Friedrich. Doch auch auch diese Hürde wurde spätestens während der Osterferien genommen: Die haben die SchülerInnen freiwillig im Theater verbracht.

Das ist auch für Akika der entscheidende Punkt. Die SchülerInnen seien an ihre Grenzen gegangen und darüber hinaus. Alles im Leben – nicht nur das Tanztheater – sei einfacher, wenn man erst seinen „Drive“ gefunden habe. Was das bedeutet, ist heute im Kleinen Haus des Bremer Theaters zu erleben. JAN-PAUL KOOPMANN

25. & 26.  4., 20 Uhr, sowie 18. 5., 18.30 Uhr, Schauspielhaus