Immer mehr Flüchtlingskinder an Schulen

INTEGRATION Die Zahl der Flüchtlinge in Niedersachsen steigt und damit auch die Zahl der Kinder ohne Deutschkenntnisse. Nie zuvor gab es so viele Sprachlernklassen wie in diesem Schuljahr

Die steigenden Flüchtlingszahlen machen sich auch in Niedersachsens Schulen bemerkbar. „Es ist für alle eine große Herausforderung“, sagte Niedersachsens Kultusministerin Frauke Heiligenstadt (SPD). Erkennbar wird der steigende Bedarf etwa bei den Sprachlernklassen: Waren es 2007 noch 24, stieg die Zahl bis 2013 auf 61 Klassen, in denen insgesamt 763 Schüler ohne Deutschkenntnisse auf den Schulalltag vorbereitet wurden. Im neuen Schuljahr gibt es bereits rund 80 Klassen mit insgesamt etwa 1.000 Schülern. „Damit haben wir aber wahrscheinlich noch nicht den Höchststand erreicht“, sagt Heiligenstadt.

Obwohl die Zahl der Flüchtlinge und damit die der Kinder mit besonderem Förderbedarf seit Jahren steige, seien ihr bislang keine größeren Schwierigkeiten bekannt, sagte die Ministerin. Dies sei aber kein Automatismus für die Zukunft. „Wenn wir erkennen, dass es Probleme gibt und es Nachsteuerungsbedarf gibt, müssen wir reagieren.“ Bislang hätten die bereitgestellten Mittel, also die rund 37.000 Lehrerstunden, aber ausgereicht.

„Es ist immer eine individuelle Herausforderung, wenn ein Flüchtlingskind oder vielleicht sogar mehrere neu in eine Klasse kommen, dies geschieht ja oft sehr kurzfristig“, sagte Heiligenstadt. Um die Lehrer nicht alleine zu lassen, biete die Landesschulbehörde Förderungen mit Fachberatern an – etwa zur interkulturellen Bildung. „Es geht ja nicht nur darum, den Kindern die deutsche Sprache so zu vermitteln, dass sie dem Unterricht folgen können, sondern auch darum, die Kinder richtig einzuschätzen. Wo liegen ihre Stärken, was haben sie für Kompetenzen, wo haben sie noch welchen Förderbedarf.“ An Universitäten werde künftig großer Wert auf die Vermittlung von Deutsch als Zweitsprache gelegt. „Wir sind damit deutschlandweit Vorreiter“, sagte Heiligenstadt. Ziel sei die schnelle Integration in Regelklassen.

Im ersten Halbjahr 2014 gab es laut niedersächsischem Innenministerium bei den Asyl-Erstanträgen einen Zuwachs von 61,3 Prozent. Bis Ende Juni registrierten die Behörden 6.697 Erstanträge, im ersten Halbjahr 2013 waren es noch 4.153.  (dpa)