Mit Öcalan und Jesiden-Pfau

KURDEN In Düsseldorf versammeln sich 20.000 Kurden. Wie immer wird die Freilassung des PKK-Chefs gefordert, aber der Konflikt im Nordirak überschattet diesmal das traditionelle Fest

DÜSSELDORF taz | Eine beklemmende Mischung aus Trauer und verhaltener Zuversicht liegt über dem Festival auf den Düsseldorfer Rheinwiesen. Rund 20.000 Kurden sind am Samstag in Düsseldorf zu ihrem traditionellen Kulturfest aus ganz Deutschland und den europäischen Nachbarländern gekommen. „Es wird nicht so viel getanzt wie sonst“, sagt Filiz Ayas aus Aachen. „Wir trauern um unsere Leute, die von der IS verfolgt und getötet werden“, sagt sie. Die 29-Jährige hat eine jesidische Fahne in der Hand. Neben den üblichen Winkelementen mit dem Konterfei des in der Türkei inhaftierten PKK-Chefs Abdullah Öcalan wehen diesmal auf der Wiese viele Fahnen mit dem jesidischen Pfau in der gelben Sonne.

Die schreckliche Lage der Jesiden im Nordirak ist hier allgegenwärtig. „Wir fordern die Bundesregierung auf, humanitäre Hilfe unmittelbar an die betroffene Bevölkerung zu geben und nicht an Institutionen“, ruft der Vizechef der kurdischen Partei Syriens PYD, Salih Muslim, von der Bühne. „In einem kurdischen Staat wollen wir Autonomie und eine eigene Verwaltung für Jesiden“, sagt er. Über ihm hängt ein Banner mit der Aufschrift „Freiheit für Öcalan“.

Was anders ist als in den Jahren zuvor: Durch die Gegenwehr gegen den Vormarsch der Terrorarmee IS hat sich die Wahrnehmung der Kurden in den vergangenen Monaten verändert, sagt Abdullah Efe, Sprecher des Dachverbands NAV-DEM. „Die Menschen in Deutschland wissen mehr über unsere Bewegung“, sagt er. Die Kurden sind ein relevanter politischer Faktor geworden, auch die türkeistämmigen. Das macht die Leute auf den Rheinwiesen trotz der Trauer auch vorsichtig optimistisch.

Wie fast immer bleiben die Kurden auch an diesem Samstag fast unter sich. Unter den wenigen Deutschstämmigen, die gekommen sind, ist der SPD-Landtagsabgeordnete Bernhard von Grünberg. „Die Chancen für die Kurden sind gut“, sagt er. Aber sie müssten sie auch nutzen. „Alleine Freiheit für Öcalan und die Aufhebung des PKK-Verbots zu fordern reicht nicht“, sagt er. Die Kurden müssten sich etwa intensiv damit auseinandersetzen, was eine Föderation bedeutet und wie Verwaltung funktioniert, fordert er. „Ich wünsche mir einen politischen Erneuerungsprozess bei den Kurden, in dem sie zeigen, dass sie zur Bildung demokratischer Strukturen bereit sind.“ ANJA KRÜGER