Türkei entscheidet über Einsatz gegen IS

SYRIEN Das Parlament in Ankara berät über eine mögliche Intervention in Nachbarländer. Luftangriffe gehen weiter. 70 vom Islamischen Staat entführte Schulkinder sind nach vier Monaten wieder frei

MURSITPINAR/BEIRUT rtr/dpa | Im Kampf gegen die Islamisten in Syrien und Irak bereitet sich die Türkei auf ein stärkeres Engagement vor. Nach dem Willen der Regierung soll das Parlament die Armee am Donnerstag zu einer Intervention in den beiden Nachbarländern bevollmächtigen, um Angriffe von „Terrorgruppen aus Syrien und dem Irak“ abzuwehren. Zudem sollen Partnerländer türkische Militärstützpunkte nutzen können.

In dem vom türkischen Kabinett am Dienstagabend verabschiedeten Entwurf heißt es, die Armee solle notfalls „zu grenzübergreifenden Einsätzen und Interventionen in andere Länder“ geschickt werden können. Damit könnten türkische Soldaten in Syrien und Irak zum Einsatz kommen. Eine Annahme durch das Parlament gilt angesichts der großen Mehrheit der Regierungspartei AKP als sicher.

Ob die Türkei tatsächlich mit einem Bodeneinsatz eingreifen wird, ist allerdings fraglich. Hochrangige Regierungsvertreter signalisierten, die Türkei werde zwar ihre Grenzen zu Syrien und dem Irak verteidigen. Ein Eingreifen am Boden sei aber unwahrscheinlich. Stattdessen dürfte das Nato-Land auf die Einrichtung einer Flugverbotszone entlang seiner Grenze pochen.

Die US-geführte Allianz setzte ihre Luftangriffe am Mittwoch auch tagsüber fort. Nach Angaben der syrischen Beobachterstelle für Menschenrechte wurden dabei mehrere IS-Kämpfer getötet. Kampfjets hätten ein Dorf rund fünf Kilometer südöstlich von Kobani angegriffen und dabei einen Panzer zerstört, sagte ein Kurdenvertreter aus der belagerten Stadt nahe der Grenze zur Türkei. Ein kurdischer Kommandeur sprach von mindestens fünf Angriffswellen.

Wie die Beobachtungsstelle weiter berichtete, ließ IS über 70 entführte Schulkinder nach mehr als vier Monaten frei. Die 13 und 14 Jahre alten Jungen stammen aus der Region um Kobani. Die Kinder gehören zu 150 Schülern, die die Dschihadisten Ende Mai auf der Rückfahrt von Prüfungen in Aleppo entführt hatten. Einige Geiseln wurden bereits früher freigelassen, etwa 30 sollen sich jedoch noch in der Gewalt des IS befinden.