„Sie wollen sichtbar sein“

MOSCHEEN Muslime und Stadtplaner diskutieren über Konflikte beim Bau neuer Gebetshäuser

■ 60, ist Dozent an der katholischen Akademie Hamburg und beteiligt an der Akademiewoche der Nordkirche.

taz: Herr Schwandt, warum sind Moscheen bei so vielen noch so verpönt?

Hans-Gerd Schwandt: Ich denke, dass Angst eine sehr große Rolle spielt. Islamophobie entsteht vor allem bei Leuten, die keine Ahnung vom Islam haben. Momentan sind die Medien voll vom „Islamischen Staat“. Die Geschehnisse rund um das Thema werden dann auf die Muslime projiziert, die hier leben.

Wer sind die Akteure, die sich gegen den Bau von Moscheen stellen?

Vor rund zwei Jahren gab es eine Diskussion über eine Moschee in Billstedt. Da waren es Stimmen der CDU und des Bürgervereins, die sich gegen die Präsenz des Islams im Stadtbild ausgesprochen haben. Sie argumentierten, dass man hier keine Moscheen errichten sollte, weil in der Türkei keine Kirchen gebaut werden dürfen.

Finden Sie das schlüssig?

Absurd ist es, wenn anderswo Menschen ihre Rechte vorenthalten werden, das auch für hier zu fordern. Ich denke, dass es keine geringe Zahl von Bürgern gibt, denen der Islam suspekt ist. Sie verschließen ihre Augen davor, dass Muslime hier sind und auch hierher gehören. Sie sollten das Recht haben, ihre Religion überall ausüben zu können.

Was versprechen Sie sich von der von Ihnen initiierten Diskussion zum Moscheebau?

Wir wollen darauf aufmerksam machen, dass Muslime ein Teil dieser Gesellschaft sind und mit ihren Gotteshäusern auch ein Teil dieser Stadt sein dürfen. Oberbaudirektor Jörn Walter wird anwesend sein, um zu klären, wie neue Moscheen in der Stadt aussehen könnten. Es gibt eine Moschee an der Alster, die ein bisschen an 1.001 Nacht erinnert. Auch weniger orientalisierte Gebetsräume sollen entstehen, bei denen das Gebäude trotzdem als Moschee zu erkennen wäre.

Die Al-Nour-Gemeinde hat sich etwa 20 Jahre lang in einer Tiefgarage zum Gebet zusammengefunden. Wie kam es dazu?

Die ersten Muslime, die nach Hamburg kamen, waren einfache Arbeiter aus Anatolien. Diese haben kleine Vereine gegründet und Versammlungsräume gesucht, in dem sie beten konnten. Inzwischen hat sich das Selbstbewusstsein der Muslime jedoch verändert. Sie wollen sichtbar sein. Die Al-Nour-Gemeinde ist heute heraus aus der Tiefgarage und hat ein neues Gebetshaus gefunden.  INTERVIEW:
SHN

Diskussion „Nicht mehr beten in der Tiefgarage – Wohin mit neuen Moscheen in Hamburg?“: 18 Uhr, Kirche St. Georg, St. Georgs Kirchhof 19