DER RECHTE RAND WIE ES UM DIE AUFKLÄRUNG DES HAMBURGER NSU-MORDS STEHT
: „Eine bittere Erfahrung“

Im thüringischen Landtag soll der Ausschuss weitermachen, in Baden-Württemberg und Hessen nehmen die entsprechenden Gremien ihre Arbeit jetzt immerhin auf. In Hamburg aber scheinen die politisch Verantwortlichen einen Untersuchungsausschuss zu den Morden des „Nationalsozialistischen Untergrunds“ (NSU) auch weiterhin nicht für nötig zu halten. Auch im Wahlkampf ist das Thema keines.

„Die Forderung nach einem Untersuchungsausschuss wurde abgeschmettert“, schreibt Aysen Tasköprü, deren Bruder Süleyman 2001 im Gemüseladen seines Vaters erschossen wurde. „Dabei wüsste ich gerne genau, was hier in Hamburg bei den Ermittlungen schieflief.“ Nicht Beileid, sondern Aufklärung wolle sie, schreibt Ayse Tasköprü im Sammelband „Unsere Wunden kann die Zeit nicht heilen“, den gerade die Ombudsfrau der Bundesregierung für die NSU-Opfer, Barbara John, herausgegeben hat.

„Eine weitere bittere Erfahrung ist, dass wir uns von der Politik nicht ausreichend unterstützt fühlen“, schreibt die Schwester des Toten weiter. Auch wenn seit Juni ein Stück Straße in Hamburg-Bahrenfeld nach dem Mordopfer heißt: Viele Fragen zu dem Verbrechen und den Ermittlungen sind offen. Zwar legte der Hamburger Senat Ende April eine 87-seitige Erklärung zu den Ermittlungen und Konsequenzen vor – „unbefriedigend“ nannten diese jedoch die Rechtsbeistände der Familien Gül Pinar, Angela Wierig, Philipp Götze und Andreas Thiel. „Keinesfalls“ würden Fehler „aufgeklärt“.

Der Ende 2011 bekannt gewordene NSU soll zwischen 2000 und 2007 insgesamt zehn Morde begangen haben. Dass die Angeklagten im derzeitigen Münchener NSU-Prozess auch mit Hamburger Rechtsextremen bekannt gewesen sein könnten, schlössen die Behörden zwar nicht aus, sagen die Anwälte, aber konsequent nachgegangen worden sei dem eben auch nicht.

ANDREAS SPEIT ■ arbeitet als freier Journalist und Autor über die rechte Szene nicht nur in Norddeutschland