„Das ist eine reine Alibiveranstaltung“

STREIT Der LSVD kritisiert die Idee für Alternative zu abgesagter Veranstaltung zu Islam und Homophobie

taz: Herr Steinert, ein Treffen mit Homosexuellen in der Neuköllner Sehitlik-Moschee am kommenden Montag wurde von der Gemeinde abgesagt. Jetzt soll es eine Ersatzveranstaltung an einem anderen Ort geben. Wird sich der Lesben- und Schwulenverband (LSVD) daran beteiligen?

Jörg Steinert: Nein. Wir erkennen, dass der Moscheevorstand leider unter sehr großen Druck geraten ist, da in verschiedenen türkischen Medien kritisch über die geplante Veranstaltung zum Thema Islam und Homophobie berichtet wurde und sich auch die Türkische Gemeinde zu Berlin distanzierte. Aber was die Organisatoren vom Verein Leadership jetzt vorhaben, ist für uns eine reine Alibiveranstaltung, die kaum etwas mit der ursprünglichen Idee zu tun hat.

Inwiefern?

Wir wollten als Mitveranstalter wirklich Berliner Akteure und Akteurinnen zusammenbringen, wir wollten einen direkten Dialog zu diesem Thema anstoßen in einer muslimischen Gemeinde Berlins – damit sich die Lebenssituation von homosexuellen Muslimen verbessert. Bei der Ersatzveranstaltung soll nun statt eines Vertreters der Sehitlik-Gemeinde jemand aus Köln vom türkisch-islamischen Dachverband Ditib auf dem Podium sitzen, die Veranstaltung wird an einem anderen Ort stattfinden. Wir befürchten, dass dort dann fast ausschließlich nichtmuslimische Menschen sitzen werden, dass über etwas diskutiert wird statt miteinander. Das bringt uns bei der Akzeptanzarbeit nicht weiter.

Wie wollen Sie stattdessen weitermachen?

Mit dem Vorstand der Sehitlik-Gemeinde ist abgesprochen, dass wir versuchen werden, die Veranstaltung in in der Gemeinde zu einem späteren Zeitpunkt nachzuholen. Wir glauben nämlich auch weiterhin, dass das möglich ist.

INTERVIEW: MALENE GÜRGEN